COMIC!-JAHRBUCH 2018 |
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Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation:
Johanna «Schlogger» Baumann für «Comic-Collab» und «Fuck-Yeah-Kalender»
Interview von Ralf Marczinczik
COMIC!: Du hast den «Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation 2017» für den «Fuck-Yeah-Kalender» und «Comic-Collab» verliehen bekommen. Bei dem organisatorischen Aufwand, der hinter den beiden Projekten steht, ist der Preis sicher auch eine Anerkennung für all die Arbeit, die du jedes Jahr und bei der Collab, jeden Monat hinein steckst. Wie fingen die beiden Projekte überhaupt an?
Johanna Baumann: Das ist wahr! Ich habe mich tatsächlich sehr gefreut, daß dieser Aufwand eine solche Anerkennung bekommen hat. Das motiviert mich natürlich umso mehr, weiterhin den Kalender und die Collab zu machen.
Die Comic-Collab wurde im August 2011 von Irina Zinner und mir erfunden (damals zum Thema «Herbst»; schlogger.de/herbstpower), damit wir den Druck haben, wenigstens einmal im Monat was zu zeichnen. Dann haben Monat für Monat mehr Webcomickollegen mitgemacht, und ich habe die Tradition an jedem 15. des Monats weitergeführt. Der «Fuck Yeah Kalender» ist irgendwann einfach so entstanden, aufgrund einer spontanen Idee. Quasi ein großer Gehirnfurz. Es ging, glaube ich, bei der Frankfurter Buchmesse 2012 darum, daß Zeichner gerne bei solchen Projekten mitmachen, es aber noch keinen Kalender gäbe. Ich bin ein großer Fan von «Einfach machen», und man weiß ja, daß oft nur ein Initiator fehlt, um solche Gedanken umzusetzen. Dieses Jahr wird der Kalender dann zum 6. Mal erscheinen, und es macht sehr viel Spaß, jedes Mal alte und neue Illustratoren zu vereinen.
COMIC!: Der Kalender ist oft schon kurz nach der Auslieferung bei den meisten Teilnehmern schnell vergriffen und mittlerweile ein beliebtes Sammlerobjekt geworden. Viele der Teilnehmer sind feste Größen im Comic-Bereich oder es im Laufe der Jahre geworden. Gibt es Pläne, das Material irgendwann auch noch mal neu aufzulegen?
Johanna Baumann: Ehrlich gesagt nicht. Das liegt aber nur daran, daß ich mich in diesem Bereich nicht gut genug auskenne: Wie wäre das mit Rechten? Wie würde man das vertreiben und zwar so, daß die Zeichner ihren Anteil bekämen? Welches Druckprodukt wäre möglich? Einfach nur eine Illustrationsanthologie? Aber da sind wirklich großartige Illustrationen dabei, die auch mehr Aufmerksameit verdienen!
Daher: Falls da jemand professionelle Ahnung von hat, kann er mich natürlich gerne jederzeit ansprechen.
COMIC!: So viele Zeichner/Autoren unter einen Hut zu bekommen, ist ganz sicher nicht einfach noch dazu, wenn man, wie bei dem Kalender, auch noch einen Redaktionsschluß festlegen muß, damit das Projekt auch wirklich rechtzeitig erscheinen kann. Wie nimmst du die deutsche Comicszene und Ihre engagierteren Mitglieder wahr?
Johanna Baumann: Der Kalender läuft sehr gut über eine Facebook-Gruppe, die ich jedes Jahr neu anlege und dort zentral alle Informationen versammele und so alle direkt ansprechen kann. Manche Zeichner, die ich gerne im Kalender habe, sind dort zugegebenermaßen nicht diese schreibe ich dann direkt per Mail an.
Für mich als Zeichner sind diese sozialen Netzwerkplattformen (Facebook, Twitter, Instagram) ideal! Die deutsche Comicszene ist sehr aktiv in der Selbstwerbung und vor allem auch Kommunikation, und viele Projekte entstehen über das Internet. Viele? Wahrscheinlich alle mittlerweile! Sei es nur die spontane Idee, die Organisation einer Idee, das Erreichen einer großen Zielgruppe, als Jobbörse oder Nachfrageplattform für Probleme jeder Art.
Aber natürlich auch außerhalb des Netzes empfinde ich die Szene als sehr sympathisch, kreativ, gemischt und aktiv. Jedes Comicevent ist wie ein Familienfest.
Was dort für wahnsinnig professionelle Projekte im Selbstverlag entstehen, finde ich jedesmal wieder beeindruckend (als Beispiel: «Zocker » (Fiothin), «Vom Anfang» (Carolin Reich), «Zeichnen als Beruf» (Kristina Gehrmann) um mal Manga, Comic und Sachbuch zu nennen).
COMIC!: Wo wir schon bei Zusammenarbeit mit anderen Zeichnern sind: Du hast zusammen mit Martina Peters einen der stärksten Beiträge im «Comiczeichner im Dialog»-Sonderband abgeliefert. Wie kam die Zusammenarbeit zustande? Habt ihr das Szenario vorher im Detail geplant, oder die Seiten im gegenseitigen Wechsel ergänzend entwickelt?
Johanna Baumann: Wir wußten beide voneinander, daß uns Aktionismus wichtig ist und daß wir gerne Manga und Comic annähern wollten. Das hatten wir tatsächlich schon vor dem Sonderband besprochen und für das Comicfestival München 2017 einen Programmpunkt geplant, bei dem sich alle Zeichner einmal treffen und aussprechen konnten. «Comiczeichner im Dialog» kam daher passend. Wir hatten uns unsere ohnehin schon bestehenden und geschriebenen Gedanken dann als Comicidee sortiert. Unsere Idee war, die Seite zu zweiteilen jeder Zeichner zeichnet so nur auf seiner Hälfte und am Ende kommen beide zusammen. Sie für die Mangazeichner und ich für die «Comic»zeichner (Anmerkung: Für mich ist alles Comic). Das ganze haben wir grob auf Facebook besprochen, Martina hat dann ihre Hälften gezeichnet, und ich danach meine rein. Anschließend hat Martina noch ein bißchen den Text angepaßt und fertig.
Der Treff beim Comicfestival München war übrigens sehr schön! Sollte es irgendwelche Diskrepanzen zwischen Manga und Comic geben, so haben wir diese hier nicht gespürt. Am Ende ist es eine Sache von Geschmack und Respekt.
COMIC!: Deine Comicprojekte erscheinen regelmäßig bei Panini und auch bei Popcom, wie eben auch dein kommendes Buch «Streitsam». Wie muß ich mir die Zusammenarbeit mit dem Verlag vorstellen und wie hat «Streitsam» seinen Anfang genommen?
Johanna Baumann: Es gibt verschiedene Arten, mit einem Verlag zusammenzuarbeiten: Entweder der Verlag möchte mit dir zusammen ein Projekt entwickeln, oder man kommt mit einem fertigen Projekt zu einem Verlag.
Bei mir war es in beiden Fällen so, daß ich «einfach mein Ding» gemacht habe und dann die fertigen Seiten dem Verlag gesendet habe. Dann kamen noch kleine Korrekturen, die ich dann umgesetzte habe, und der Verlag hat noch nötiges Layouten übernommen.
Bei «Star Wars Spass Wars» (einem Cartoonband über «Star Wars») mußte ich so z. B. nur ein, zwei Cartoons korrigieren, die Disney nicht gefallen haben.
«Streitsam» ist meine Masterarbeit. Ein Projekt, daß ich daher schon fertig hatte und dann damit bei den Verlagen hausieren gegangen bin. Popcom wollte dann das Buch haben, und ich durfte sogar einen kleinen Stickerbogen dazu machen. Der schönste Moment ist, das fertige Werk endlich in den Händen zu halten. Egal ob bei einem großen Verlag oder Selbstverlag.
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COMIC!-Jahrbuch 2018
Artikel, Interviews, Analysen, Porträts... November 2017
Format: DIN A4 Umfang: 264 Seiten, davon 26 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25 ISBN 978388834-948-5
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