COMIC!-JAHRBUCH 2018 |
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Bester Kurzcomic:
«Lisa» in JAZAM! 11 von Lenny Großkopf
Interview von Carmen Jonas
Lenny Großkopf ist als Marlene Großkopf 1992 in Oberwart (Österreich) geboren. Sie wuchs in Wien auf und studierte dort. Seit 2016 lebt sie in
Berlin. Bisher veröffentlichte sie «ASH Austrian Superheroes: Schatten der Vergangenheit» in Kooperation mit verschiedenen Comic-Künstlern
und ihr Soloprojekt «Lisa», das in JAZAM! 11 erschien. «Lisa», der achtseitige Kurzcomic, überzeugte die Jury, Lenny dafür den ICOM-Preis 2017 für den besten Kurzcomic zu verleihen.
COMIC!: Darf ich fragen, warum eine junge Zeichnerin und Ilustratorin wie du sich entscheidet, eine wirklich gut erzählte, aber tieftraurige Geschichte zu erzählen?
Lenny Großkopf: Hmm, ich denke, weil mich selbst solche Geschichten am meisten bewegen. Und das ist auch das, was ich erreichen möchte. Ich möchte meine Leser emotional erreichen und bewegen. Ich bin ein großer Fan von emotionalen, traurigen oder rührenden Geschichten, die oberflächlich gesehen lustig und süß sind, doch wenn man näher hinschaut, sind sie eigentlich sehr tiefgründig und oft traurig. Starke Vorbilder hierfür sind zum Beispiel die Filme von Studio Ghibli, Adventure Time und Steven Universe. Fast immer wenn ich das schaue, muß ich abwechselnd lachen und weinen. Das ist so toll, wie die das hinbekommen. Das wollte ich auch schaffen.
COMIC!: Was hast du während des Erzählens empfunden?
Lenny Großkopf: Hauptsächlich Freude. Weil mir eine wirklich schöne Geschichte eingefallen ist und es mir auch sehr viel Spaß gemacht hat, sie zu zeichnen. Kurz davor habe ich eine Kurzgeschichte für das zweite Heft von «ASH Austrian Superheroes» gezeichnet und mußte mich dabei teilweise an sehr strenge Vorgaben halten. Das war manchmal sehr herausfordernd, und im Gegensatz dazu konnte ich mich bei «Lisa» wieder völlig frei entfalten. Sowohl was den Stil als auch die Farben betraf. Es war ein Hochgenuß diese Geschichte zu zeichnen.
COMIC!: Hast du in der Stille gearbeitet oder Musik gehört?
Lenny Großkopf: Ich arbeite nie bei Stille. Dabei kann ich mich leider nicht konzentrieren. Ich habe beim Arbeiten sehr viel Musik quer durch gehört: New Order, Chvrches, Daughter, Radical Face, Trentemoeller ... Musik die mich glücklich oder traurig macht. Das motiviert mich und bringt immer Schwung in meinen Strich. Ich habe allerdings auch kurz bevor ich mit dieser Arbeit angefangen habe, das Hörbuch von Stephen Kings «IT» bekommen und beinahe das gesamte Buch beim Zeichnen gehört. Eigentlich sehr unpassend zur Stimmung des Comics, wie mir gerade auffällt.
COMIC!: In deinem Kurzcomic überwiegen satte Rost-, Rot- und Gelbtöne. Außerdem finden sich darin auch viele Grün- und Grautöne. Welche Symbolik spiegeln diese Farben wider?
Lenny Großkopf: Beim Lesen von Comics sind mei-ner Meinung nach Farben einer der wichtigsten Bestandteile. Wenn Farben richtig eingesetzt werden, können sie enorm viel von der Geschichte erzählen, ohne eine einzige Mimik oder Gestik zu zeigen. Ohne ein einziges Wort. Das finde ich immer unglaublich faszinierend. In «Lisa» wollte ich die Geschichte auch sehr viel von den Farben erzählen lassen. So vermittelt die abrupt bläulich und gräulich werdende Farbstimmung einen wesentlich düsteren Eindruck als die freundlichen, gelblichen Seiten davor. Somit kann man schon unterbewußt erahnen, daß sich da etwas «anbahnt».
COMIC!: Bis auf zwei Frontansichten hast du immer Halbprofil gewählt. Warum?
Lenny Großkopf: Diese Ansicht fühlt sich für mich meistens am natürlichsten an. Sie läßt der Figur viel Raum für Mimik und Gestik und behält, im Gegensatz zu einer Frontansicht, das Gefühl von Räumlichkeit. Ansichten wie Profil oder Frontal benutze ich nur, wenn es auch für die Geschichte wirklich Sinn macht. Außerdem macht es mehr Spaß.
COMIC!: Wie wichtig waren dir beim Zeichnen die harten Schatten, die du gesetzt hast?
Lenny Großkopf: Die Schatten waren vorwiegend ein optisches Element. Die warmen aber harten Schatten tragen einfach sehr viel zur Atmosphäre bei. Je dunkler die Schatten sind, desto kräftiger wirkt das Licht. Dadurch erkennt man die Lichtflecken, die durch das Blätterdach hindurchscheinen, einfach noch besser. Das ist nicht unbedingt wichtig für die Geschichte, aber es unterstreicht einfach die schöne, idyllische Stimmung am Anfang des Comics.
COMIC!: Darüberhinaus fällt auf, daß du auf die klassischen Outlines verzichtest und stattdessen mit Guttern gearbeitet hast. Warum?
Lenny Großkopf: Auch das hatte einen rein optischen Grund. Ohne die Panel-Outlines wurden die Seiten einfach luftiger und leichter. Ein bißchen ... träumerischer. Es hat mir einfach besser gefallen. :)
COMIC!: Mußtest du die Outlines zunächst löschen, um sie durch Gutter zu ersetzen, oder wie geht das?
Lenny Großkopf: Ich hatte die Outlines zuerst mit eingeplant und gezeichnet, aber irgendwann während des Kolorierungsprozesses habe ich die Panel-Outlines ausgeblendet, und gemerkt, daß die ganze Seite dadurch viel besser aussieht. Also hab ich sie einfach ausgeblendet gelassen.
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Artikel, Interviews, Analysen, Porträts... November 2017
Format: DIN A4 Umfang: 264 Seiten, davon 26 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25 ISBN 978388834-948-5
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