COMIC!-JAHRBUCH 2018 |
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Die Welt der «Utopischen Welt»
Deutsche Comics in Streifen
Von Holger Vallinga
UTOPISCHE WELT war eine Piccoloserie, die von 1987 bis 1994 zuerst von Christian Zeiser und dem CB Comic Team veröffentlicht und dann von Eckhard Friedrich fortgeführt wurde. Das Besondere an der Serie ist, daß hier an die 40 deutsche Zeichner mitwirkten und einige in der Serie ihr Erstlingswerk ablieferten. Wie kam es zu der Serie? Was fiel beim erneuten Lesen auf? Was ereignete sich in acht Jahren UTOPISCHE WELT?
«Liebe Piccolo-Freunde! Bei der momentanen ‹Piccoloschwemme› werden viele sagen: ‹Uhh, schon wieder eine neue Serie!›. Nun gerade das soll UTOPISCHE WELT nicht sein! Wie wollen euch eine wirklich neue Serie vorstellen, die das Schema der anderen sprengt! Wir glauben, das mit dieser ersten Ausgabe schon etwas zu bestätigen. Abgeschlossene Abenteuer im Piccoloformat wollen wir ebenso von ‹Profis› sowie von ‹Amateuren› vorstellen.»
Mit diesen Worten stellte Herausgeber Christian Zeiser vom CB COMIC Team im August 1987 seine neue Piccoloserie vor. Angefangen hat es schon 1986. Bernhard Maas, der für Zeisers CB COMIC Team schon die CB-Comicbände mit Cliff Corby und Zurga zeichnete und später die Piccoloserien «Rick Ferno» und «Zirtan», schwebte eine Serie mit abgeschlossenen Geschichten vor. Gezeichnet und gestaltet von deutschen Zeichnern. Im Hinterkopf hatte er die Comics des amerikanischen Verlages EC, der schon vor 30 Jahren als Kult galt. Darum auch der Serienuntertitel «Horror Science Fiction Fantasy». Auf der Suche nach einem passenden Titel für die neue Reihe kam er dann auf «Utopische Welt», er sollte auch irgendwie an die EC-Comics («Weird») erinnern. Und auch das Logo sollte in diese Richtung gehen.
Die Nummer 1 wurde von Bernhard Maas gezeichnet, das Cover von Achim Danz («Die Söldner», «Tajo»). Der machte Nägel mit Köpfen und fügte dem Schriftzug von Bernhard Maas eine Weltkugel bei, was bei Christian und Bernhard gut ankam. Für Heft 2 konnten sie den Illustrator Swen Papenbrock («Die Vergessenen», «So wurde das Auto mobil», Cover für Perry Rhodan und die SprechblasE) gewinnen, und der zeichnete nicht nur mit «Grenzpatrouille» einen Teil des Piccolos (die zweite Geschichte steuerte Maikel Das bei), sondern auch das Cover mit dem neuen Logo. Dieses gefiel den Herausgebern so gut, daß sie es in vier verschiedenen Hintergrundfarben verwenden wollten. Swen stellte diese Logos her, und so konnten sie die jeweils am besten zum Cover passende Farbvariante auswählen. Verwendet wurden sie aber erst ab dem fünften Heft und 1989 auf den Nachdrucken der ersten vier Hefte, für die vier neue Cover entstanden (drei von den ursprünglichen cover artists, eines von Bernhard Maas).
Von Anfang an wurde auf der Innenseite der Piccolos über Neuigkeiten des Verlages und speziell über die jeweilige Nummer der Utopischen Welt berichtet. So erfuhr der Leser etwas über den Zeichner und was ihn im weiteren Verlauf der Serie erwartet. Swen Papenbrock wurde in der Nummer 2 u. a. mit den Worten «Da er von Beruf Illustrator ist, ist die folgende Story sozusagen sein ‹Einstand› als Zeichner von Comicgeschichten» vorgestellt. «FeliX» (Reinhard Horst; «Montgomery Scott», «Playbear») läßt in seiner Geschichte in Heft 3 Honey B. Cool einen Alptraum erleben und als sie wieder aufwacht feststellen: «Ich sollte vor dem Einschlafen nicht in UTOPISCHE WELT lesen.»
Die neue Reihe kam von Anfang an bei der Leserschaft gut an. So soll die Startauflage bei 500 Stück gelegen haben, und ab der Nummer 5 erhöhte man dann auf 800 Stück. Die Zeichner bekamen zwischen 250 und 300 DM (im Preis waren allerdings auch die Originale der Comics enthalten), bei guten und bekannten Zeichnern etwas mehr. Einige der angesprochenen Zeichner hatten wohl aufgrund des Piccoloformates Bedenken und sagten leider ab.
In Heft 4 gab es im Beitrag «70 Millionen Jahre» ein Wiedersehen mit Altmeister Walter Kellermann («Silberpfeil»). Er gestaltete auch ein neues Logo, das aber nur für die Erstauflage des Heftes verwendet wurde. Heft 5 («Opfer») wurde von Oliver Wünsch gezeichnet, die Geschichte «Warnswick, der Plünderer» aus Nummer 6 stammte von Horus (d.i. Wolfgang Odenthal; «Brennan Moore», «Schattenreich», «Wüstensöhne», «Schiller!») und hätte durchaus eine Fortsetzung verdient, um zu erklären, wie es zu all dem kam. Damit waren drei der vier Mitglieder des Aachener AMOK-Teams (FeliX, Wünsch, Horus) in den ersten sechs Heften vertreten (das vierte Mitglied, Rainer Laws, zeichnete mit der Nummer 72 das letzte Heft der Reihe). Zu Heft 7 («Der doppelte Tod», wiederum von Kellermann) zeichnete Achim Danz das Cover.
Die Hefte 8 und 9 haben die Besonderheit, daß auf der zweiten Umschlagseite die Impressen (und damit die Angaben zu den Zeichnern) vertauscht wurden. Heft 8 enthielt «Der Höllentrip» von Bernhard Maas und «Dem Sieger» von Marcus Wiedenhöft («Dulce et decorum est pro patriam mori» in der Collection A5 der Edition Quasimodo). In der Nummer 9 gab es neben dem Comic «Telefon» von Oliver Wünsch und einem titellosen Beitrag des damals sechzehnjährigen späteren zweimaligen ICOM-Independent-Comic-Preisträgers Stefan Atzenhofer (das Cover stammte vom damals recht bekannten Bruder Anton) gleich zwei Neuigkeiten zu vermelden: Die Nummer 10 («Tauchfahrt des Grauens» von Stephan Hagenow) durfte aus rechtlichen Gründen nicht ausgeliefert werden, und die Nummer 1 war beim Verlag bereits vergriffen. Warum wurde Heft 10 gestoppt? In den Nummern 1113 kam die (jeweils identische) Erklärung: «Durch Geltendmachung eines Vertragsanspruches auf die «Jarro»-Nebenprodukte hatte sich die Auslieferung von UTOPISCHE WELT 10 leider verzögert. Nachdem diese ‹Rechtsunsicherheit› beigelegt wurde, konnte der Band nun ausgeliefert werden.» Die 10 wurde (allerdings ungefragt) nach amerikanischem Vorbild als «CROSS-OVER, d.h. die Hauptfigur einer eigenen Serie tritt in einer anderen Heftreihe auf» angekündigt. Der Serienheld ist hier «Jarro» aus einer von Dieter Böhm1983 entwickelte Piccoloserie, die ab der Nummer 14 von Jürgen «Geier» Speh und später von wechselnden Gastzeichnern gestaltet wurde.
In Nummer 11 gab Michael Vogt (Gespenster Geschichten, Rammbock, «Schalke Helden von ganz unten»), der für Utopische Welt mit «Flucht» einen seiner ersten Comics überhaupt zeichnete, seinen Einstand. In Heft 12 wartete Mike Hutler mit einer Mischung aus Animalfunny und Conan auf, und in seinem zweiten Piccolo für die Serie machte Maikel Das (CB MAGAZIN, «Comic Future», Alligator Farm) auch gleichzeitig Produktplacement für die Serie, indem er einen der Protagonisten ein Heft «Utopische Welten» lesen ließ.
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COMIC!-Jahrbuch 2018
Artikel, Interviews, Analysen, Porträts... November 2017
Format: DIN A4 Umfang: 264 Seiten, davon 26 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25 ISBN 978388834-948-5
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