COMIC!-JAHRBUCH 2018 |
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«Braune Comics?! Bilder vom rechten Rand der Gesellschaft» heißt der Aufsatz, der im COMIC! Jahrbuch 2009 erstmals auf rechte Comics aufmerksam machte.1 Seit damals ist einiges passiert.
Im November 2011 wurde mit dem Tod von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sowie der Verhaftung von Beate Zschäpe deren rechtsterroristische Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) bekannt. In einem Film mit dem rosaroten Panther auf DVD bekannte sich der NSU damals zu mehreren Morden. Der Gerichtsprozeß gegen Beate Zschäpe und weitere Personen des rechtsextremen Umfelds legte offen, daß einige rechtsextreme Herausgeber von Fanzines (mit Comics) als V-Männer von Verfassungsschutzbehörden bezahlt worden waren. Und die Verbindungen zwischen NSU und NPD-Mitgliedern waren mit ein Grund für den Antrag des Bundesrats auf ein NPD-Verbot im Dezember 2013.2 Laut dem Bundesverfassungsgericht vom Januar 2017 «verfolgt die NPD zwar verfassungsfeindliche Ziele, es fehlt aber derzeit an konkreten Anhaltspunkten von Gewicht, die es möglich erscheinen lassen, daß ihr Handeln zum Erfolg führt.»3 Der Verbotsantrag wurde daher abgelehnt.
Zur Bundestagswahl 2009 hatten die Jungen Nationaldemokraten (JN) den Wahlkampf-Comic «Enten gegen Hühner Eine fabelhafte Geschichte von Intrige, Propaganda und Zerstörung» herausgebracht. Hühner kommen als Flüchtlinge zum Volk der fleißigen und redlichen Enten. Dort übernehmen die Hühner die Medien sowie die Bildung und verbreiten Irrlehren. Sie übernehmen die Justiz und bestrafen Enten, die sich gegen die Bevormundung wehren. Sie fördern den Drogenhandel und die Homosexualität. Sie sitzen auf dem Geld, mit dem sie sich eine ihnen genehme Regierung erkaufen. Völker, die sich den Hühnern nicht beugen, werden von Enten-Soldaten bekriegt, mit Zustimmung eines an die Vereinten Nationen erinnernden Bündnisses, in dem wiederum die Hühner das Sagen haben. Schließlich flüchten einige Enten in ein neues Land und schotten sich gegen Fremde ab. Vorlage war offensichtlich das bebilderte Gedicht «The fable of the ducks & hens a dramatic saga of intrigue, propaganda & subversion» des US-Rechtsextremisten George Lincoln Rockwell (19181967), das u. a. 1996 in England als Heft erschienen war. Ein Indizierungsverfahren wurde im Juni 2011 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) eingestellt, nachdem die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) als Aufsichtsinstitution für den Jugendschutz im Internet die Online-Version des Comics als nicht-jugendgefährdend eingestuft hatte.
1 Ralf Palandt: «Braune Comics?! Bilder vom rechten Rand der Gesellschaft». In: COMIC! Jahrbuch 2009. Stuttgart: ICOM e.V., 2008, S. 8-27.
2 Siehe z.B. www.tagesspiegel.de (publ. 15.12.2013, zit. 08.07. 2017), www.mdr.de (publ. 04.12.2013, zit. 08.07. 2017), www.mdr.de (zuletzt aktual. 17.01. 2017, zit. 08.07. 2017), www.tagesspiegel.de (publ. 02.12.2013, zit. 08.07. 2017).
3 Siehe Online-Video der Urteilsverkündung auf www.faz.net
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2 Siehe z.B. www.tagesspiegel.de (publ. 15.12.2013, zit. 08.07. 2017), www.bpb.de (publ. 04.12.2013, zit. 08.07. 2017), www.mdr.de (zuletzt aktual. 17.01. 2017, zit. 08.07. 2017), www.tagesspiegel.de (publ. 02.12.2013, zit. 08.07. 2017).
3 Siehe Online-Video der Urteilsverkündung auf www.faz.net
4 Siehe dazu auch: www.terz.org (publ. 02.10.2008, zit. 08.07. 2017) und: Parteien rechtsaußen. NRW und Düsseldorf vor den Landtagswahlen. Hrsg. Antifa- Arbeitskreis an der FH Düsseldorf, Antirassistisches Bildungsforum Rheinland, Arbeitsstelle Neonazismus Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus und Neonazismus der FH Düsseldorf. Düsseldorf, April 2010, S. 21.
9 «Kommunalwahlen NPD-UnterstützerInnen treten zurück», siegen.blogsport.de (publ. 20.07.2009, zit. 09.07. 2017).
10 «SI: ‹Parteifreier› Neonazi im Stadtrat», nrwrex.wordpress.com (publ. 29.09.2009, zit. 09.07. 2017) und www.lottamagazin. de (publ. 29.09.2009, zit. 09.07. 2017).
11 «NRW: ‹Soziale Heimatpartei› NPD bestätigt ihren Landeschef Cremer im Amt», nrwrex.wordpress.com (publ. 19.09.2010, zit. 09.07. 2017) und www.lottamagazin. de (publ. 19.09.2010, zit. 09.07. 2017).
22 «Ein Medium reizt mithin zum Rassenhaß an, das heißt stellt Rassenhaß als nachahmenswert dar, wenn darin Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen ethnischen Volksgruppe, Nation, Glaubensgemeinschaft oder ähnlichem als minderwertig und verächtlich dargestellt oder diskriminiert werden.» («Zu Rassenhaß anreizende Medien», www.bundespruefstelle.de Zit. 14.07. 2017)
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Artikel, Interviews, Analysen, Porträts... November 2017
Format: DIN A4 Umfang: 264 Seiten, davon 26 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25 ISBN 978388834-948-5
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