Von Möglichkeitscocktails und
Pinselakrobaten
Interview mit Gabriel DeVue

Von Björn Bischoff


Der Comic-Salon bietet zahlreichen großen Verlagen und bekannten Zeichnern eine gigantische Plattform, um ihre Neuerscheinungen zu präsentieren. Doch wie ergeht es dort Künstlern, die zum ersten Mal mit einem eigenen Werk in Erlangen vorbeischauen? Eine Nachfrage bei der Fürther Zeichnerin Gabriel deVue, die den ersten Teil ihres Webcomics "Twisted" in diesem Jahr als Heft herausbrachte und am Stand des Nürnberger Comicladens Ultra Comix signierte.

COMIC!: Du warst zum ersten Mal als Zeichnerin mit eigenen Signierstunden beim Comic-Salon – wie hat es dir gefallen?

Gabriel deVue: Der vorige Salon hatte mir als Besucher schon sehr gut gefallen – fast etwas zu gut; So viele Eindrücke muß man erst einmal verarbeiten. Auch dieses Jahr habe ich es gerade so geschafft, das allgemeine Tagesprogramm mitzunehmen. Die vielfältigen Abend- und Parallelveranstaltungen an anderen Orten waren nicht mehr drin. Das lag aber eher daran, wie sehr mir Menschenmassen und soziale Interkation an den Akku gehen. Dabei fühle ich mich unter Gleichgesinnten sehr wohl, und die Dichte an zeichnenden, comiclesenden, alternativ-interessierten, aufgeschlossenen Liebhabern erzählerischer Bildkunst ist in Erlangen extrem hoch.

COMIC!: Konntest du denn Kontakte zu den Verlagen knüpfen?

Gabriel deVue: Die netten Damen und Herren vom Schwarzen Turm und Zwerchfell waren herzlich und hilfreich – auch wenn vieles wertvolle Feedback von anderen Zeichnern kam: Mondo, die Comic Solidarity-Mitstreiter, die netten und nicht minder comicbegeisterten Standhelden vom Ultra-Comix ... Da entsteht schon der eine oder andere Möglichkeitscocktail, der vielleicht zu größeren Projekten wird.

COMIC!: Welche Kontakte bestehen bis jetzt noch?

Gabriel deVue: Da es mir etwas schwer fällt, spontan auf Leute zuzugehen, habe ich eher lange bestehende und teilweise etwas eingeschlafene Bekanntschaften erneuert und mich auf den neusten Stand bei den Eigenprojekten anderer Zeichner gebracht. Ich habe endlich mal in Projekte reingelesen, die ich nur am Rande mitbekommen habe. Tacarets "Massu, Blacksmith’s Daughter" (auf Tapastic und Facebook) zum Beispiel oder die neuen Arbeiten der irre produktiven Olivia Vieweg, natürlich Benedikt Becks "Erebus", Kristina Gehrmanns "Eisland", generell in Jazam! und Mondo. Und bei Reprodukt und Zwerchfell hab ich viel zu viel Geld gelassen!

COMIC!: Wie viele Rückmeldungen hast du beim Salon direkt von Lesern für deinen Comic "Twisted" bekommen?

Gabriel deVue: Zwei! Nee, Scherz. Genau weiß ich es nicht. Abgesehen von anderen Zeichnern und Verlagsmenschen kam ich nur mit den Lesern ins Gespräch, die sich das Heft geholt haben oder den Comic online lesen und demnach ziemlich motiviert und positiv angetan waren. Ich tue jetzt mal so, als wäre das eine repräsentative Versuchspersonengruppe: Mein Heft ist total toll angekommen! Letztendlich fürchte ich immer, daß "Twisted" als kleiner, sehr spezifischer Genrecomic auf so einer Veranstaltung zwischen großen Namen untergeht. Daß es ein paar Leute gibt, die extra für meine Arbeiten angereist sind, mein uraltes Büchlein "200g Hack" (Schwarzer Turm, 2006) dabeihatten, Fanarts mitbrachten – schönere Rückmeldungen kann es nicht geben. Alleine schon, wenn jemand so interessiert an der Geschichte ist und mit ein paar spezifischen Fragen oder Beschwerden kommt.