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COMIC!-JAHRBUCH 2016

Comics und Trickfilm
Interview mit Ulrich Wegenast (ITFS)

von Burkhard Ihme


Auf dem 22. Internationalen Trickfilmfestival Stuttgart gab es dieses Jahr ein Symposium "Color in Animation, Comics and Literature", eine Diskussion "Nach Charlie!?", einen Comic Workshop mit Davor Bakara und zwei Vorführungen von Harri Römpötti zum Thema "Comic & Anima-tion". Welche Rolle Comics auf dem traditionsreichen Festival spielen, verriet der künstlerische Geschäftsführer, Ulrich Wegenast.

COMIC!: Obwohl der Zeichentrickfilm von dem Comiczeichner Winsor McCay erfunden wurde, spielten Comics in den über 30 Jahren des Stuttgarter Festivals selten eine Rolle. Welche Überlegungen führten nun zu dem kleinen Comic-Themenschwerpunkt mit Diskussionen, Symposien und Workshops?
 
Ulrich Wegenast: Sicherlich spielt Winsor McCay eine wichtige Rolle im Animationsfilm, erfunden hat er den Trickfilm aber nicht. Bereits um die Jahrhundertwende haben Filmemacher wie Stuart Blackton oder Emile Cohl erste Stoptrickfilme realisiert. Trotzdem ist es natürlich für das Trickfilm-Festival wichtig, den Zusammenhang zwischen Comic und Animation stärker herauszuarbeiten. Leider gibt es im Gegensatz zu Japan, den Benelux-Staaten und den USA im deutschsprachigen Raum recht wenige direkte Beziehungen. Ziel ist es beim Trickfilm-Festival aber, die beiden Bereiche stärker zusammenzubringen und mögliche Synergien und Ko-Produktionen auszuloten. Schon seit mehreren Jahren gibt es Überlegungen, stärker in diesem Bereich aktiv zu werden. Durch die erstmalige Verleihung des Deutschen Comicbuch-Preises durch die Leibinger Stiftung in Stuttgart war es ein sehr guter Anlaß, in das Thema vertiefend einzusteigen.

COMIC!: Émile Cohl war übrigens auch Comiczeichner (wobei seine Arbeiten für L‘ILLUSTRÈ NATIONAL ab 1898 vermutlich weniger unserem Bild eines modernen Comics entsprechen als McCays "Little Nemo in Slumberland"), und sein Film "Fantasmagorie" von 1908 war sogar ein Zeichentrickfilm. Wie wurde der Themenschwerpunkt konzipiert?
 
Ulrich Wegenast: Ziel des Programms war es, eine große Bandbreite – sowohl historisch als auch international – herzustellen und vor allem die hoffnungsvollen Entwicklungen der letzten zehn Jahren mit Filmen wie "Persepolis" in den Vordergrund zu stellen. Historisch waren auch bei uns die Arbeiten von Winsor McCay ein Ausgangspunkt. Spezifisch war der Versuch, die wenigen Comic-Künstler, die auch Animationsfilme machen, vorzustellen. Dementsprechend wollten wir mit mehren Kuratoren und Experten zusammenarbeiten, um eine gewisse inhaltliche Tiefe zu erreichen. So hat sich Andreas Platthaus, stellvertretender Chefredakteur im Feuilleton der FAZ und ausgewiesener Comic- und Animationsexperte, um die deutschsprachige Szene mit Künstlern wie Anke Feuchtenberger, Nicolas Mahler oder Schwarwel gekümmert. Aufgrund der Tatsache, daß Platthaus immer wieder Comics herausgibt und auch in der Jury des Comicbuch-Preises war, aber auch das Trickfilm-Festival kennt, schien er uns dafür besonders geeignet.

COMIC!: Wie kam es dabei zur Zusammenarbeit mit einem finnischen Journalisten und Kulturkritiker, Harri Römpötti? Es gibt in und um Stuttgart ja viele Comicverlage und auch einen Interessenverband für Comic, Illustration und Trickfilm.
 
Ulrich Wegenast: Mit Harri Römpötti arbeiten wir schon seit Mitte der 1990er Jahre zusammen und wir hatten bereits mehrfach über einen Themenschwerpunkt gesprochen. Da wir mit Platthaus den nationalen Kontext bereits abgedeckt hatten, war es mir wichtig, mit Römpötti eine internationale Perspektive auf das Thema zu entwickeln. Wir arbeiten grundsätzlich sehr viel mit internationalen Kuratoren zusammen, da ca. 80 % der Filme, die wir zeigen, nicht aus Deutschland kommen. Es gab durchaus Gespräche mit Stuttgarter Verlagen, und wir hätten uns eine Zusammenarbeit ge-wünscht, doch haben sich die Verlage nicht zu einem En-gagement durchringen können, was ich sehr bedauere.
Wir sind aber natürlich sehr an einer Zusammenarbeit mit Verlagen und Verbänden in der Region Stuttgart interessiert und hoffen auch, das Thema weiter verstärkt beleuchten zu können.

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Artikel, Interviews, Analysen, Porträts...
Dezember 2015
Format: DIN A4
Umfang: 264 Seiten, davon 24 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25
ISBN 978–3–88834-946-1
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