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COMIC!-JAHRBUCH 2016

«Hörst du beim Zeichnen Musik?»
Interview mit Ulli Lust

von Stefan Svik


COMIC!: Liebe Ulli, in «Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens» geht es um die autobiographische Punkerin Ulli, aber die einzige Szene, in der es um Musik geht, ist ein in wenigen Panels dargestelltes Konzert in Italien. Am Punk sprach dich mehr die Optik an, weniger die Musik. Sind Comics eher dazu geeignet, die visuellen Aspekte von Musik, also etwa das Aussehen der Musiker und Fans und weniger den Klang, darzustellen?

Ulli Lust: Comics sind ein Bildmedium, es liegt in der Natur der Sache, daß sie die visuellen Aspekte von Musik, also die eher nebensächlichen, sehr gut darstellen können. Comics sind aber nicht wirklich stumm, es ist mit Bildern möglich, im Leser die Erinnerung an Klänge zu wecken und so einen imaginären Soundtrack zu erzeugen. Comics könnten Tauben ein Bild von der atmosphärischen Qualität von Musik vermitteln.

COMIC!: Wie Gothic, Punk, Heavy Metal und andere Musik klingt, läßt sich oft allein schon durch die Gestaltung der Cover erahnen. Ein gelungenes Artwork, ein stimmiges Image kann zum Kauf eines Albums bewegen. Wäre das nicht also ein spannendes Betätigungsfeld für Comiczeichner und Illustratoren, oder sind die goldenen Jahre der aufwendigen Plattencover in Zeiten des Streamens vorbei, und waren das sowieso eher anglo-amerikanische Auftraggeber?

Ulli Lust: Viele Comiczeichner habe Plattencover gezeichnet. Heute würden Zeichner wohl eher animierte gezeichnete Musikvideos schaffen.

COMIC!: Was verbindet und was unterscheidet Comics und Musik?

Ulli Lust: Comics und Musik sind beides zeitbasierte Medien. Die Sequenzen sind rhythmisch strukturiert. Allerdings gibt es im Comic keine Wiederholungsschlaufen. Beide haben die Fähigkeit, den Leser emotional zu berühren.

COMIC!: Spielst du ein Instrument?

Ulli Lust: Ich hatte zwei Jahre Klavierunterricht, aber mein Lehrer hat frustriert seine Unterrichtstätigkeit aufgegeben und nur eine hochbegabte Schülerin behalten. Mich nicht.

COMIC!: Hörst du beim Zeichnen Musik?

Ulli Lust: Ja.

COMIC!: Woher kommt diese oft zitierte Verbindung von Zeichnen und Musikhören?

Ulli Lust: Das Musikhören entspannt, nimmt der zeitaufwendigen Zeichnerei ein wenig den Stachel der Langeweile (Stichwort: Flächen mit vielen Punkten oder Linien) und stimmt mich als Zeichner in die jeweils verlangte Atmosphäre ein. Bei dramatischen Szenen höre ich dramatische Musik, bei stillen Szenen Balladen, usw.

COMIC!: Ist die Darstellung von Musik im Comic noch Neuland, oder liegt nicht der Umweg über andere visuelle Medien nahe, wie Malerei, Musikvideos und Fotos, um zu sehen, wie sich Musik optisch darstellen läßt?

Ulli Lust: Die Darstellung von Musik kommt gar nicht so selten im Comic vor, wenn sie Teil der Geschichte ist.

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Dezember 2015
Format: DIN A4
Umfang: 264 Seiten, davon 24 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25
ISBN 978–3–88834-946-1
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