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COMIC!-JAHRBUCH 2016

Vom Abenteuer, das Musik sein kann
Interview mit Reinhard Kleist

von Björn Bischoff


Wer sich mit Comics und Musik befaßt, landet unweigerlich bei Reinhard Kleist. Nicht nur mit der Biographie «Cash» setzte er dem berühmtesten Countrysänger ein Denkmal, sondern auch in seinen Comics «Fucked» und «Paul» spielt Sound eine wichtige Rolle. Zurzeit arbeitet der 45-jährige Berliner an seinem nächsten Projekt, ein Werk über den australischen Musiker Nick Cave. Ins Detail dazu kann Kleist beim Interview nicht gehen, trotzdem erzählt er ein wenig, wie es ist, wenn man auf einmal eine Mail von Nick Cave im Posteingang hat, und wie er an Sound in seinen Bildern herangeht.

COMIC!: Johnny Cash hat mal gesagt, daß er eine gespaltene Persönlichkeit hat. Einmal wäre da Johnny, der Nette, und dann Cash, der den Trubel verursacht. Wer war aus deiner Sicht der Musiker?

Reinhard Kleist: (Lacht.) Beide natürlich. Ohne eine gewisse Disziplin kann man auch als Musiker kaum so eine Karriere hinlegen, wie er das gemacht hat. Der expressivere Teil war natürlich der Cash, der auch den ganzen Blödsinn gemacht hat und das Futter geliefert hat für seine Songs und Texte.

COMIC!: Was hat dich überhaupt an Cash als Person fasziniert? Warum hast du dir ihn als Thema für einen Comic ausgesucht?

Reinhard Kleist: Ein Fan war ich ja schon immer. Den Ausschlag hat letztendlich gegeben, daß ich einen Mitbewohner hatte, der Sänger in einer Cash-Band war und mir die Biographie von Franz Dobler gegeben hat. Als ich die gelesen habe, dachte ich, daß das ein großartiger Stoff für einen Comic wäre. Was mich daran fasziniert hat, das war die Verbindung von Leben und Werk, die man da ziehen kann, daß er in seinen Songs ganz viel verarbeitet, was er erlebt und durchgemacht hat. Mich hat natürlich auch die eher düstere Weltsicht interessiert, die sich dann ja auch in der Auswahl der Songs wiedergespiegelt hat, die ja sehr visuell sind.
Und seine Lebensgeschichte ist natürlich faszinierend, das Auf und Ab, die Umkehr, die er zum Schluß gemacht hat – die Alben von Rick Rubin. Ohne diese Platten hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht gemacht, weil die mich total davon überzeugt haben, was für ein großartiger Musiker Cash ist, daß er am Ende nochmal so eine Art Resümee zieht aus seinem Leben und seinem künstlerischen Schaffen.

COMIC!: Comics sind ja ein visuelles Medium. Hattest du da Zweifel, ob das überhaupt klappt, Musik mit diesem Medium darzustellen?

Reinhard Kleist: Das war ja so ein bißchen der Hintergedanke bei dem Album, daß man genau das versucht aufs Papier zu bringen, ohne einfach nur die Texte abzudrucken. Meine Idee war, daß ich die Illustration der Songs mache, um dem Leser ein Gefühl für die Musik zu vermitteln.
Was ja auch ein Grund war, warum der Teil mit dem Konzert im Folsom Prison so lang geworden ist, war, daß ich zeigen wollte, was das Abenteuer Musik sein kann. Die Nacherzählung von dem Konzert, wo sich ganz viel hinter den Kulissen abgespielt hat, damit wollte ich ein Gefühl für die Musik kriegen, daß Musik ein totales Abenteuer sein kann. Über dieses Mittel und auch mit den illustrierten Songs, damit kann ich ja die Musik nicht nachspielen, aber ein Gefühl kriegen für das, was Cash da geschaffen hat.

COMIC!: Bist du dann wirklich nur von deinem Gefühl ausgegangen oder hast du zum Beispiel versucht, einen bestimmten Rhythmus in die Panels zu übertragen?

Reinhard Kleist: Das war eine reine Gefühlssache. Mich haben die Geschichten interessiert bei den Illustrationen der Songs. «Don’t Take Your Guns To Town» ist einfach eine tolle Kurzgeschichte. Dann habe ich bei den Songillustrationen auch immer versucht, meinen Stil so in die Richtung zu ändern, daß es paßt.

COMIC!: Hattest du andere Songs auch angedacht für das Album, oder stand deine Auswahl von Anfang an fest?

Reinhard Kleist: Da waren schon noch andere Songs, die tolle Geschichten erzählen und die ich mir aufgeschrieben hatte. Ich habe mich langsam herangetastet, welche Songs ich nehme und wo sie zeitlich oder inhaltlich hinpassen. Da gab es kein großes Konzept dahinter. Das war letztendlich auch wieder eine Gefühlssache. An manchen Stellen sind sie in die Handlung eingebunden, an anderen Stellen stehen sie so ein wenig daneben. Da wollte ich auch gar kein festes Konzept machen.

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2016

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Artikel, Interviews, Analysen, Porträts...
Dezember 2015
Format: DIN A4
Umfang: 264 Seiten, davon 24 redaktionelle Farbseiten
Preis: EUR 15,25
ISBN 978–3–88834-946-1
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