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COMIC!-JAHRBUCH 2015

Bester Kurzcomic:
«Tesserakt» von Tim Gaedke

Interview von Michel Decomain

COMIC!: Deine Biographie in «Punch Drunk» sagt, daß du schon dein Leben lang zeichnest, aber erst seit kurzem auch Comics. Erzähl doch mal, wie du dazu gekommen bist.

Tim Gaedke: Das ist eigentlich eine schöne Geschichte. Ich hab früher das Computerspiel «Rollercoaster Tycoon» gespielt, ein Strategiespiel, wo man Vergnügungsparks aufbauen muß. Da gab es ein Forum für die weltbesten Parks, in dem ich sehr aktiv war. Dort bekam jemand mit, daß ich auch zeichne, und meinte dann: Melde dich doch mal in Kims Comiczeichenkurs-Forum an!

COMIC!: Wann war das ungefähr?

Tim Gaedke: 2006 oder so? Das hab ich dann gemacht und gemerkt: Hey, Comics sind voll cool! (Lacht) Da kann man total einfach Geschichten erzählen, und dann bin ich irgendwie dabei geblieben. Comics mach ich immer noch, aber «Rollercoaster Tycoon» spiel ich nicht mehr (lacht).

COMIC!: Hast du vorher schon Comics gelesen?

Tim Gaedke: Als Kind MICKY MAUS-Hefte und so, aber sonst eigentlich nicht viel. Ich kenn auch ganz viele Sachen nicht. Deswegen bin ich jetzt auch dabei, ganz viel nachzulesen.

COMIC!: Was waren denn deine ersten Comics? Hast du zuerst im Web veröffentlicht?

Tim Gaedke: In Kims Forum hab ich ein paar Leute kennengelernt und mitbekommen, was andere Leute so machen, im deutschsprachigen Raum und international. Ich habe dann angefangen, mit kurzen Stripformaten herumzuspielen, wie ich das da gesehen hab, so tagebuchartig, wie Flix oder Leo Leowald das machen, und das täglich zu bloggen. Aber nach einer Weile hab ich gemerkt, mein Leben ist vielleicht nicht so interessant, daß man es unbedingt noch mal gezeichnet sehen muß. Ich hab das dann gelassen. Das machen andere Leute besser.

COMIC!: Also bist du da schon eine Internetgeburt?

Tim Gaedke: Ja, schon. Ohne das Internet weiß ich nicht, was ich heute wäre, aber vermutlich kein Comic-Zeichner.

COMIC!: Und wie ging’s dann weiter? Hattest du zu der Zeit schon deine Homepage aufgebaut?

Tim Gaedke: Ich habe schon früh meine Domain doppeltim.de registiert. Das kam daher, daß ich damals die Comics zusammen mit einem Kumpel geschrieben hab, der auch Tim hieß, und das war dann halt der Doppeltim. Das ging früher alles in eine ganz alberne Richtung. Irgendwann bin ich dann da rausgewachsen und hab mein eigenes Zeug geschrieben.

COMIC!: Wenn man so ein Webcomic-Soziotop hat, führt das früher oder später wohl zwangsläufig zur Anthologie-Reihe JAZAM, oder?

Tim Gaedke: Ja, das stimmt. Ich hab mir schon Jahre vorher überlegt, ob ich da mitmache, hab es dann aber immer irgendwie nicht hinbekommen. Dann hat es endlich mal geklappt, und ich bin auch gleich reingekommen. Ich fand es cool, daß man dann auf Messen gehen und hinterm Stand sitzen kann. Sonst war ich als Fan da, und das ist nun natürlich was anderes, wenn man da sitzt und signiert, anstatt vorm Stand rumlümmeln zu müssen und sich nirgendwo festhalten kann (lacht).

COMIC!: Und seit JAZAM 5 warst du in jeder Ausgabe dabei?

Tim Gaedke: Ja, ich hab versucht, bei jeder mitzumachen. Bei einer habe ich aber nur die Backcover-Illustration gemacht, aber sonst ist in jeder Ausgabe mindestens ein Comic von mir drin.

COMIC!: Hat JAZAM dich merklich weitergebracht?

Tim Gaedke: Es ist natürlich immer schön, wenn man sein Zeug gedruckt in Händen hält und auch Feedback von anderen Leuten kriegt, die die Sachen darüber kenenlernen. Wenn man dann im Comicforum Rezensionen liest und jemand meint, hey, der Comic von Tim hat mir voll gut gefallen, das pusht einen natürlich schon, in die Richtung dann weiterzumachen, wenn das mindestens einer gut findet (lacht).

COMIC!: Hast du denn eine bestimmte Richtung? Ich fand das ein bißchen schwer, dich einzuordnen. Es gibt ja viele kleine Kurzgeschichten von dir, dann das «Punch Drunk», dann hast du ja auch immer wieder phantastische Sachen mit dabei ... So ein Alltagsfundament scheint es meistens zu geben, aber einige Geschichten sind ja dann schon ziemlich skurril.

Tim Gaedke: Das ist das Tolle an Kurzgeschichten, daß man sich in jede Richtung ausprobieren kann. Und ich will mich da auch gar nicht festlegen. So ein Alltagsfundament ist immer ganz gut und einfach, weil man sich das nicht ausdenken muß und Sachen nehmen kann, die schon mal passiert sind oder von denen man gehört hat. Da kann man dann auch phantastische Sachen einbauen. Es ist ja Comic, und dann geht sowas.

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