Der größte Streich des Wilhelm Busch
150 Jahre Max und Moritz
von Jörg Petersen
«Mit dose kids, society iss nix!»
Der Inspector in «The Katzenjammer Kids»
Am 4. April 1865 veröffentlichen Braun & Schneider das Buch «Max und Moritz», Wilhelm Buschs Meisterwerk. Die Bildergeschichte bestehend aus 51 Textblättern und 98 Bleistiftzeichnungen entwickelt sich langsam, aber sicher zum Bestseller und machte aus ihrem Autor einen berühmten Mann. Der Niedersachse Busch, ein großer Pionier der Comics, hat damit einen Klassiker geschaffen, der bis heute gelesen wird.
Aus Anlaß des 150. Jubiläums ein kurzer Blick auf Wilhelm Busch sowie auf anderthalb Jahrhunderte «Max und Moritz».
Ein Zeichner aus Wiedensahl
Am 15. April 1832 wird Wilhelm Busch in ein streng protestantisches Elternhaus im niedersächsischen Wiedensahl bei Hannover hineingeboren. Er ist das älteste von sieben Kindern und wird daher bald in die Obhut eines Onkels gegeben, der in Ebergötzen bei Göttingen als Pfarrer lebt. Bei Pastor Georg Kleine erhält Wilhelm eine umfassende Allgemeinbildung. Außerdem findet er hier einen Freund fürs Leben: den gleichaltrigen Müllersohn Erich Bachmann, der später Pate für «Max und Moritz» stehen wird.
1847 wird Wilhelm auf die Polytechnische Hochschule in Hannover geschickt, um dort Maschinenbau zu lernen. Die höhere Mathematik bereitet dem musisch veranlagten Busch arge Probleme, dennoch hält er immerhin vier Jahre durch. Dann trifft er die Entscheidung, Maler zu werden. Und so geht der 19-Jährige mit zwei Freunden an die Kunstakademie in Düsseldorf. Hier findet Busch allerdings keinen geeigneten Lehrer, also wechselt er kurzerhand an die Akademie der Schönen Künste in Antwerpen. Dort studiert er die Werke der niederländischen Meister und fällt in eine tiefe Ernüchterung: Er glaubt, niemals an die großen Vorbilder heranreichen zu können und legt seine zuvor angestrebte Malerkarriere zu den Akten.
Im Mai 1853 verläßt Busch Antwerpen und kehrt in seine niedersächsische Heimat zurück. Aus seiner trübsinnigen Stimmung reißt ihn schließlich der Brief eines Studienfreunds, der ihm über die Königliche Akademie der Künste in München vorschwärmt. So zieht Busch 1854 nach München und findet dort Aufnahme im Künstlerverein «Jung-München», wo er allabendlich mit Künstlerkollegen zecht, diskutiert und bereits kleine Karikaturen anfertigt.
Im Herbst 1858 lernt Wilhelm Busch den Verleger Caspar Braun kennen, der für die berühmten satirischen Wochenschriften DIE FLIEGENDEN BLÄTTER und DER MÜNCHENER BILDERBOGEN verantwortlich zeichnet. Insbesondere die 1844 gegründeten FLIEGENDEN BLÄTTER gelten als erste Adresse für Satiriker, sind dort doch so namhafte Künstler wie Moritz von Schwind, Carl Spitzweg oder Thomas Theodor Heine beschäftigt. Braun bietet dem begabten Karikaturisten an, künftig für ihn zu zeichnen für Busch die Chance seines Lebens!
Allein in den ersten fünf Jahren bei Braun & Schneider erscheinen hier über 150 Arbeiten Buschs. Während seiner produktiven Schaffensphase zieht sich der Künstler immer wieder in seine niedersächsische Heimat zurück. Hier findet er Ruhe, hier tankt er auf. Und hier entsteht schließlich auch von 1863 bis 1865 das Werk, das ihn in ganz Deutschland und weit darüber hinaus bekannt machen wird: «Max und Moritz Eine Bubengeschichte in sieben Streichen». Busch bietet das Projekt zunächst dem Dresdener Verleger Heinrich Richter an. Da sich jedoch Buschs «Bilderpossen», die dort kürzlich erschienen sind, nur sehr schwer verkaufen, lehnt der Verleger ab und das Werk wandert zurück zu Braun & Schneider. Der mißlungene Befreiungsversuch Buschs aus den Fängen seines Hausverlegers der Niedersachse ist mit der Bezahlung unzufrieden wird von diesem nicht übelgenommen: Im Frühjahr 1865 bringt Braun das Buch «Max und Moritz», Buschs erste kolorierte Bildergeschichte, in einer Auflage von 4.000 Exemplaren heraus.