Ein runder Abschluß
Interview mit "Orang"-Herausgeber Sascha Hommer
Von Frank Plein
Für die einen Quelle der Inspiration, für die anderen Anlaß zu erheblichem Kopfschütteln: Die Szene um die Hamburger HAW (Hochschule für Angewandte Wissenschaften). Doch wie man auch zu ihr stehen mag, sie ist seit vielen Jahren, vor allem dank Sascha Hommer, eine der aktivsten und impulsgebendsten Szenen in der deutschen Comiclandschaft. Die Anthologie ORANG, die als Plattform für die Studenten der HAW im Selbstverlag begann und seit einigen Jahren von Reprodukt veröffentlicht und vertrieben wurde, verabschiedet sich nun mit der Nummer 10 ein runder Abschluß, findet Gründer Sascha Hommer. Die Hauptbetreiber sind inzwischen alle mit größeren eigenen Projekten beschäftigt, die Zeitspanne zwischen der neunten und der aktuellen Ausgabe betrug bereits zwei Jahre, und der Tenor scheint zu sein, daß das Medium ORANG alles gesagt und geleistet hat, was es ursprünglich anstrebte. Zeit für neue Herausforderungen. Sascha Hommer war so freundlich, uns einige Fragen zu beantworten.
COMIC!: Fast jeder, der einmal eine Anthologie oder ein Fanzine gestaltet hat, verläßt solche Projekte mit gemischten Gefühlen, weil man immer auch die Erfahrung macht, daß viele enthusiastisch dabei sind, wenn sie Comics beitragen sollen, aber alle schreiend wegrennen, sobald es um Organisation, Druckvorbereitung und Finanzierung geht. War ORANG in dieser Beziehung eine bessere Erfahrung als üblich?
Sascha Hommer: Ich weiß zwar, was gemeint ist, kann aber nicht bestätigen, daß es immer so ablaufen muß. Ich glaube, daß die angedeutete Erfahrung eher aus einem Fanzine-Bereich kommt, wo viele der ZeichnerInnen sich zum ersten Mal ausprobieren und die Hoffnung hegen, durch die Veröffentlichung einer Kurzgeschichte als ZeichnerIn "bekannt" zu werden. Wenn man dagegen mit Personen zusammenarbeitet, die schon seit Jahren professionell in der Szene zugange sind, ist es meist schwierig, künstlerische Beiträge zu bekommen, während bei organisatorischen Leistungen die Schwelle niedriger ist. Das ist aber von Fall zu Fall verschieden.
COMIC!: Was sind deine besten Erinnerungen an ORANG? Bekanntschaften, die sich ergaben? Beiträge, die dich besonders beeindruckt haben?
Sascha Hommer: Einzelne Beiträge möchte ich hier ungern in den Vordergrund rücken, aber ohne Frage sind die beruflichen und persönlichen Kontakte, die sich aus dem Projekt ergeben haben, von bleibendem Wert.
COMIC!: In der Nummer 10 ist jetzt mal der eine oder andere Farbverlauf aus dem Computer zu sehen. Aber in der Regel stand ORANG für mich auch für persönliche Striche abseits aller digitalen Mittel. Es hat für mich immer die "menschliche" Natur der Arbeiten in den Anthologien betont (in einem Magazin, das "Mensch" heißt). Machst du in deiner Arbeit einen Unterschied zwischen Strich aus dem Rechner oder Strich auf Papier?