Lektüre
 Independent Comic Shop   ICOM-Publikationen   Kostenlos   Fachmagazine   Sekundärliteratur 
Das COMIC!-Jahrbuch | Das ICOM!-Handbuch | Der ICOM!-Ratgeber
FILMRISS | Das verbandseigene Fachmagazin
COMIC!-JAHRBUCH 2014

Crowdfunding
Geschäfts- und Finanzierungsmodell mit eingebauter Erfolgsgarantie?


Von Walter Truck


Es klingt bestechend einfach. Wenn sich viele Menschen zusammentun, dann kann nahezu jedes Projekt realisiert werden. Doch ist das wirklich so simpel? Und, was kann man bei den monetären Netzwerken falsch machen? Hier der Versuch, einen Überblick zu geben.


Crowdfunding – Was ist das?

Die Idee des Crowdfunding klingt einfach und aussichtsreich: statt zur Bank zu gehen, um mit aufwendig erstellten Unterlagen einen Kredit zu erbitten, potentielle oder gewünschte Geldgeber direkt anzusprechen, gar an der Börse versuchen, mit Aktien Geld in die Kasse zu spülen, stellt man sein Projekt auf einer Webseite vor oder ein, und schon finden sich viele Menschen, die das Projekt finanziell unterstützen.
"Crowd" kann mit Menge, Horde, Haufen übersetzt werden, und "funding" steht für Finanzierung oder Förderung. Wenn man weiß, daß in den USA beispielsweise viele Aktivitäten im Bereich der Wohltätigkeit über Spenden finanziert werden, ahnt man die Bedeutung der zusammen auftretenden Wörter. Im Deutschen gibt es mit "Schwarmfinanzierung" sogar ein eigenes Wort für diese Art der Finanzierung, welches aber als nicht so prickelnd empfunden wird. Beim Crowdfunding geht es darum, Geld für ein Projekt, ein Produkt oder eine Geschäftsidee zu sammeln. Doch im Gegensatz zu einem Kredit wird weder das Geld zurückgezahlt, noch fallen Zinsen an. Auch gibt es keine Einflußnahme von außen, ganz anders als bei sonstigen Finanzierungen, wenn man z. B. einen klassischen Geldgeber ins Boot holt oder (für normale, kleinere Firmen eher unwahrscheinlich) an der Börse Aktien ausgibt. Das geflossene Geld ist quasi eine Spende und wird vom Unternehmen auch als solche angesehen. Als Gegenleistung gibt es ein Dankeschön, in der einfachsten Form in Gestalt einer E-Mail, je nach Summe das letztlich hergestellte Produkt, vielleicht ein Treffen mit dem Macher oder etwa eine signierte Sonderedition (z. B. CD, Poster oder Buch).


Die Ursprünge liegen in den USA

Im Oktober 2003 wurde in den USA mit ArtistShare die erste Crowdfunding-Plattform gegründet, die seitdem für Musikprojekte da ist. Bereits im Jahre 2006 folgte die deutsche Unternehmung SellaBand, über die man ebenfalls diverse Musikprojekte unterstützen kann. Indiegogo folgte 2007, Kickstarter 2009, beide mit Sitz in Nordamerika, und sie ermöglichen es seitdem Interessierten, für die unterschiedlichsten Projekte zu spenden.
Hierzulande gelten die Jahre 2010 und 2011 als Startzeitraum der deutschen Crowdfunding-Szene, weil die meisten der bekannten Plattformen in dieser Zeit online gingen. Die bekanntesten sind Startnext (für Künstler und Kreative), Pling (Fotographie, Theater, Sport, Technologie) und VisionBakery (Kreative). Allerdings gelten die deutschen Plattformen als nicht gerade erfolgreich, wenn man sie mit ihren Vorbildern in Amerika vergleicht. Die Plattform mysherpas.com hat ihre Tätigkeit wieder eingestellt, und inkubato.com gibt auf der Webseite an, Pause zu machen.
Daneben gibt es aber auch noch regionale Angebote wie zum Beispiel Nordstarter, das sich als Crowdfunding für Hamburg vorstellt, oder speziell für Dresdner sinnigerweise Dresden Durchstarter, die aber beide mit Startnext verbunden sind, so daß die dort eingestellten Projekte für eine größere und überregionale Zielgruppe sichtbar sind. Und mit 100fans.de hat die Münchener Verlagsgruppe (riva, mvg, Redline, FinanzBuch und mi Wirtschaftsbuch) eine eigene Finanzierungswebseite ins Netz gestellt.


Schwarmfinanzierung – Wie funktioniert das?

Nachdem man sich überlegt hat, auf welcher Webseite man – national oder international – in Erscheinung treten möchte, sollte man darauf achten, daß man in eine der jeweils vorgegebenen Kategogieren paßt. Bei Kickstarter z. B. lauten diese: Kunst, Comic, Tanz, Design, Mode, Film, Essen, Spiele, Musik, Fotographie, Veröffentlichungen, Technologie oder Theater. Bei Kickstarter gilt es jedoch zu beachten, daß man laut Geschäftsbedingungen nur mitmachen kann, wenn man in den USA, Kanada, England, Australien oder Neuseeland lebt. Eine Teilnahme scheint aber trotzdem nicht unmöglich zu sein, da Daniel Lieske seine "Wormworld"-Finanzierung über Kickstarter abwickelte.


Eine gute Idee allein reicht nicht aus

Doch wie bei einer Kreditanfrage geht es auch hier nicht ohne ein Konzept. Manchmal können sogar konkrete Zahlen sehr hilfreich sein. Es gilt eine Online-Präsentation zu erstellen, die, einfach ausgedrückt, schön anzusehen und im besten Fall leicht zu verstehen ist. Darüber hinaus sollten potentielle Interessenten und Webseitenbesucher bei Laune gehalten und mit aktuellen Informationen zum Projekt versorgt werden. Ziel sollte sein, das Projekt mit Leben zu füllen.

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2014
Links zum Artikel

Übersicht der Linklisten
  Alle Jahrbücher
Comic Jahrbuch 2014
Comic Jahrbuch 2013
Comic Jahrbuch 2012
Comic Jahrbuch 2011
Comic Jahrbuch 2010
Comic Jahrbuch 2009
Comic Jahrbuch 2008
Comic Jahrbuch 2007
Comic Jahrbuch 2006
Comic Jahrbuch 2005
Comic Jahrbuch 2004
Comic Jahrbuch 2003
Comic Jahrbuch 2001
Comic Jahrbuch 2000
COMIC!-Jahrbuch 2014
Burkhard Ihme (Hrsg.)
November 2013
248Seiten, davon 26 redaktionelle Farbseiten
EUR 15,25
BESTELLEN