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COMIC!-JAHRBUCH 2014

"Ich zeichne alles außer Fußball"
Interview mit Christoph Härringer


Von Bardo Faust


Seit 2005 macht Christoph Härringer in Fußball – obwohl er nach eigener Aussage von Technik und Taktik keine Ahnung hat. Der gebürtige Freiburger hat dennoch Erfolg, erscheint mit "Härringers Spottschau" mittlerweile in rund 100 deutschen Zeitungstiteln. Zudem gibt’s ein Jahrbuch beim Stiebner Verlag. Dabei greift er neben den typischen Fußballthemen auch sportpolitische und gesellschaftlich relevante Themen auf. Über seine Wirkung macht er sich dabei aber keine Illusionen: Maximal ein paar Leser beim Frühstück zum Schmunzeln bringen, das ist es, was er hofft zu erreichen. "Sepp Blatter und seine FIFA-Konsorten" sowie die "Handvoll korrupter alter Männer", die den ganzen Sport beherrschen, zeichnet er mehr, um seiner eigenen Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Zum Fußball im Comic kam Härringer, weil er so seinem Jugendhobby weiter treu bleiben kann. Alle anderen Versuche, mit Comics Geld zu verdienen, seien vorher weniger erfolgreich gewesen, sagt er. Und die Zukunft des Genres? Die sieht er skeptisch – im Zeitalter von Computerspielen und Smartphones.


COMIC!: Herr Härringer: Haben Sie jemals selbst gegen einen Ball getreten?

Christoph Härringer: Ja, aber nur auf dem Bolzplatz, nie im Verein.

COMIC!: Welche Position?

Christoph Härringer: Mittelstürmer. Ich bin lauffaul, und da wir ohne Abseits spielten, konnte ich im Strafraum rumstehen und auf Zuspiele warten. Später hab ich mich dann konsequenterweise gleich ins Tor gestellt.

COMIC!: Waren Sie bei der Teamwahl eher der erste? Oder der letzte?

Christoph Härringer: Weder noch, im Zweifelsfall eher bei den letzteren.

COMIC!: Und wann beziehungsweise wo war Ihr erster Stadionbesuch?

Christoph Härringer: Das war noch nicht das ganz große Kino: 1977, Möslestadion Freiburg, Aufstiegsrunde zur 2. Liga Süd, FFC – SV Neckargerach 6:3.

COMIC!: Beschreiben Sie kurz den Stellenwert, den der Fußball in Ihrem Leben bisher hatte?

Christoph Härringer: Als Jugendlicher einen recht großen. Heute bin ich eher Zyniker als Fan, aber natürlich durch die ganzen Recherchen knietief in der Materie drin.

COMIC!: Zyniker heißt, Sie können den ganzen Betrieb nicht wirklich ernst nehmen. Wo liegt dabei Ihr Hauptkritikpunkt?

Christoph Härringer: Daß fast der gesamte Weltsport, FiFA, IOC , IAAF, die Oligarchen-Klubs, die Formel 1 und unzählige weitere Verbände von einer Handvoll korrupter alter Männer kontrolliert wird, die sich alles hin- und herschachern und gegenseitig bereichern.

COMIC!: Zu Ihrem Beruf: Müssen Sie sich demnächst eine neue Lieblingsfigur suchen, wenn Uli Hoeneß seinen Dienst quittieren muß?

Christoph Härringer: Hoffentlich nicht, das wäre zeichnerisch und thematisch eine Katastrophe für die Spottschau.

COMIC!: Der FC Bayern bleibt dabei aber im Fokus Ihres Interesses?

Christoph Härringer: Das geht ja gar nicht anders – die beherrschen ja inzwischen die Sport-, Wirtschafts- und Gesellschaftsseiten.

COMIC!: Woher rührt diese Liebe? Oder ist es eher eine Haß-Liebe?

Christoph Härringer: Eher eine Art Stockholm-Syndrom: Man beschäftigt sich so lange mit seinem Peiniger, daß man irgendwann anfängt, ihn zu mögen.

Auf den Geschmack gekommen?
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Burkhard Ihme (Hrsg.)
November 2013
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