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COMIC!-JAHRBUCH 2010

FeliX oder die Kunst, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein
Interview mit Reinhard FELIX Horst

von Burkhard Ihme

«Mein Resumee nach über 25 Jahren Praxis in der Werbung und im Comicbereich: Die Kunst in diesem diesem wechselhaften Metier ist einfach, immer irgendwie zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, im Zeichenstil flexibel zu bleiben und schnell aus dem Bauch heraus die richtigen Entscheidungen zu treffen, nach Möglichkeit, (nahezu) niemals die Nerven zu verlieren und Nutzungsrechte kontrolliert zu vergeben.»

COMIC!: Wie kamst du als Leser und Zeichner zu den Comics?

FeliX: Als Leser (Jahrgang 1959) über Micky Maus, Fix und Foxi, Bessy etc. und die Schützenfest-Remittenden des Lehning Verlages. Fasziniert war ich schon immer von Barks‘ Donald, ohne zu wissen, daß es einen Duckman namens Carl Barks gab. Superman (amerikanischer Schund!, so mein Vater) zu lesen, war mir als ca. 10–12jähriger «streng» von Haus aus untersagt, aber bei Freunden konnte man es dann natürlich doch lesen.
Als Kind, habe ich damals viel aus Heften, eben auch aus den oben genannten Serien, abgezeichnet. Ich stieß dann als ca. 16-jähriger über Williams-Marvel und US-Hefte auf Zeichner wie John Buscema und Jack Kirby, auf die damals sehr populären Fantasy-Bände von Frank Frazetta und auf US-Klassiker wie «Terry and the Pirates».
So zwischen 17 und 18 entwickelte sich dann, sehr zum Entsetzen meiner Erziehungsberechtigten, natürlich noch etwas verschwommen und arg pubertär verklärt, die Vision vom Comiczeichner/Illustrator. Von Haus aus «sollte der Junge was Anständiges lernen» wie eine solide Bankausbildung oder Beamtenlaufbahn. Bei der Polizei habe ich mich auch mal halbherzig beworben. Gott sei Dank hat‘s nicht geklappt!
Es folgten die üblichen Veröffentlichungen in Fanzines und das Heft «Schlawigurd Wildabenteuer». Während des Studiums ging es dann mit dem Fanzine AMOK los.

COMIC!: Was haben sich die Spätgeborenen und mit deinem Werk nicht so Vertrauten darunter vorzustellen? Zumal der Name «Wäscher» in deiner Aufzählung ja fehlte.

FeliX: Doch, natürlich tauchte HRW (Hansrudi Wäscher) auf, in Form der oben erwähnten Schützenfest-/Schwimmbadfrittenbuden-Remittenden des Lehning Verlages. Hier gab es dann Piccolos für 10 Pfenig und die Großbände für 30 Pfennig in der Wundertüte. Ich hatte eine beachtliche Sammlung. Zu der ich dann viel in den späten 70ern noch auf dem Flohmarkt in Hannover zu damals noch moderaten Sammlerpreisen die fehlenden Großbände erstanden habe.
Und stilistisch: Bei den Comics einen Stil, beeinflußt von Frazetta, Buscema, Alex Raymond, Dave Stevens und anderen. Also ein eher aufwendiger realistischer 50er-Jahre-Retro-Stil. Das begann in den AMOK Heften und gipfelte dann nach «Montgoery Scott» in den «FeliX Pin Up Girls»-Illustrationen («Girls Galore» I und II, die «Illustrated FeliX»-Bände) «CoolBear ComiX Erotainment» (ehemals «Playbär» bei alpha/PlayBear by eros comix).
Bei Werbeaufträgen war und bin ich immer flexibel, hier habe ich eigentlich alles von Funny bis zum Art (sy fartsy) Touch durchgezogen, da in dieser Szene wohl jeder Stil mehr oder minder kurzlebig bzw. trendy ist. Für das «LBS Comichaus», Seat Barcelona und Jim-Beam-Comiprojekte konnte ich dann aber auch ungehemmt meinem Retro-Comic-Stil frönen, da er gewünscht war.
Thematisch: Klassisches Abenteuer, Parodie, Film Noir, Science-fiction und natürlich Pin-Up- und Glamour-Touch, Bad und Good Girls mit Retro Touch. Aber alles nicht zu ernst!

COMIC!: Hannover war in den 70er und 80er Jahren eine Hochburg der Comics, nicht nur durch die COMIXENE und Kurt Werth. Ich hatte dich allerdings immer der Aachener Szene zugeschlagen.

FeliX: Ich war definitiv nur ca. viermal zum Comic-Einkauf ca. 1977/78 herum da, und zur Hannover Szene hatte ich keinen Kontakt. Erst während des Studiums entstand dann um ca. 1982 herum eine «Aachener Szene».

COMIC!: Welche (künstlerische/gestalterische) Ausbildung hast du gemacht?

FeliX: Diplom-Designer mit dem Schwerpunkt Illustration an der FH Aachen (1980–1984, insgesamt 9 Semester, Examensnote 1,3). Computer lernten wir nur als Satzmaschinen kennen.
Als Examensarbeit war von mir eine Hemingway-Interpretation als Comic («Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber») vorgesehen. Dies wurde aber mit dem Vermerk abgeschmettert «Dann rechnen Sie mal bestenfalls mit der Note 3!» Also ging ich zur freien Illustration über, experimentierte mit Finger-Farben, Wachsmalstiften, dem Strich und Lebensmitteln. Und bekam eine bessere Note – irgendwie hat das sogar Spaß gemacht!
Das Handwerk lernte ich dann eher durch das intensive Studium der Comics. Von 1982–1984 entstand das Comic-Magazin AMOK mit den Studienkollegen Gebony, Neufred und Horus. Unser Einstieg in die Comicszene!

COMIC!: Irgendwie habe ich als Besonderheit der AMOK-Produktion einen arbeitsteiligen Entstehungsprozeß eurer Comics im Hinterkopf. Täusche ich mich da? Wie kam es dazu, wie lange habt ihr das so gemacht? Und ich vermute, ihr habt viel voneinander gelernt?

FeliX: Für AMOK haben wir die Storys eigentlich jeder für sich separat entwickelt und durchgezogen. Beeinflußt haben wir uns natürlich hier und da, aber jeder hatte schon irgendwie seinen eigenen Stil und seine Vorstellungen. Nach dem Zeichnen sind wir dann eher gemeinsam durch die Kneipen gezogen. Bei den AMOK-Covern hab‘ ich meist gepencilt und Horus hat getuscht. Er hat aus jeder Zeichnung durch sein schon damals brillantes Inking und Lettering in Schwarzweiß noch richtig was rausgeholt.
«Montgomery Scott» entstand ürsprünglich als klassischer Abenteuer Zeitungsstrip von mir und Horus und wurde dann zu 80% von Horus/Reiner Laws, den wir über die CIA (Comic Initiative Aachen) kennenlernten zu Ende gebracht und in der Edition Quasimodo veröffentlicht.

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2010
Links zum Artikel

Die Internet-Tips von FeliX:

www.mycomics.de
comiccstars.de
calameo.com
issuu.com
www.io-home.org
www.illustration.de
www.icom-zeichnerarchiv.de
www.reinhard-horst-design-line.de
Toonpool.com
Mygal.com
spreadshirt.com
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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2009
240 Seiten S/W
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