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COMIC!-JAHRBUCH 2010

Preisträger 2009
Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation:
«COMICGATE MAGAZIN» 3
Ein Interview mit Frauke Pfeiffer und Thomas Kögel

von Heiner Lünstedt

Comicgate erhielt auf dem Münchner Comicfestival vom ICOM einen Sonderpreis, der sowohl die Internetseite wie auch auf das seit 2007 jährlich erscheinende Print-Magazin prämiert. Das nun folgende Interview wurde zunächst als launiger Chat geführt, anschließend haben Frauke und Thomas ihre Statements noch etwas ergänzt.

COMIC!: Im Sommer 2000 war der Start eures Internet-Auftritts, was waren damals die Ziele?

Frauke: Comicgate entstand als Fortsetzung des Internet-Magazins Image Rules!. Das Kernteam um Martin Jordan und Fritz Saalfeld wollte sich nicht mehr nur auf Comics des Image-Verlags begrenzen. Außerdem gab es die Idee, ein Einstiegsportal für Comicinteressierte im Internet zu bieten. Das sollte Comicgate werden (daher auch der Name). Von dort, so die Idee, hätten dann die User je nach Interessen auf verschiedene eigenständige Seiten zugreifen können, während es auf Comicgate selber eine zentrale Anlaufstelle mit allgemeinen Informationen und Rezensionen gegeben hätte. Es waren, glaube ich, fünf Websites, die damals als besagte Einzelseiten dran beteiligt waren, unter anderem Hit Comics und www.comicfan.de. Aber allein schon die Gespräche und die Vorstellungen, wie das Ganze dann konkret umgesetzt werden sollte, gestalteten sich sehr schwierig. Schlußendlich gelangten wir zu der Einsicht, daß es einfach zu viele Beteiligte mit unterschiedlichen Ansichten waren, so daß wir dann «nur» unseren Plan weiterverfolgten, ein allgemeines Online-Comicmagazin anzubieten. Halt ein Image Rules!, nur ohne die Verlagsbeschränkung. «Wir», das war übrigens die damalige Chefredaktion, bestehend aus Martin Jordan, Fritz Saalfeld, Sascha Thau und meiner Wenigkeit.

COMIC!: Sind die drei Herren heute noch dabei?

Frauke: Nein, die drei haben sich nach und nach verabschiedet, da sich ihre Prioritäten verschoben hatten. Sascha und Fritz sind noch lose verknüpft mit Comicgate, von Sascha erscheint ab und zu noch eine Rezension oder ähnliches.
Ihr Rückzug hat sogar an einem Punkt zu der Überlegung geführt, Comicgate ganz einzustellen («lieber ein Ende mit Schrecken ...»), weil befürchtet wurde, daß die Seite ohne eine ausreichende Anzahl an Leuten dahinsiechen würde. Nach all dem, was wir an Zeit und Arbeit reingesteckt hatten, wollte ich es aber nicht so einfach aufgeben, dazu war mir das Projekt schon zu sehr ans Herz gewachsen. Ich habe dann etwa ein Jahr lang Comicgate alleine geleitet – natürlich mit dem Input von unseren Redakteuren, ganz alleine hätte ich es schon aus Zeitgründen nicht hinbekommen. Und das ist dann der Punkt, an dem Thomas ins Spiel kam.

COMIC!: Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Thomas: Ich hatte 2001 angefangen, im Alleingang eine Fan-Website zu Alan Moores «America‘s Best Comics» aufzubauen (abc.leguy.de). 2003 wurde ich dann von Sascha Thau gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in einem Artikel für Comicgate die einzelnen Serien wie «Promethea» oder «League of Extraordinary Gentlemen» vorzustellen. Das habe ich gerne gemacht, und da ich sowieso Lust hatte, auch über andere Dinge als «ABC»-Comics zu schreiben, wollte ich gerne dabeibleiben. Wenig später habe ich Sascha bei der «Monsters of Comics»-Tournee von Zwerchfell kennen gelernt, was mich dann auch motiviert hat, weiter bei Comicgate mitzumachen. Vorher hatte ich ja niemanden persönlich gekannt.

Frauke: Thomas hat dann erstmal bei Comicgate als Redakteur mitgemacht. Als ich alleine Comicgate geleitet habe, haben mir die «alten» Zeiten gefehlt, in denen man sich in der Chefredaktion abgestimmt und gemeinsam entschieden hat. Und da Thomas viel Ahnung hat, einen sehr zuverlässigen Eindruck machte und wir uns gut verstanden haben, habe ich ihn dann irgendwann gefragt, ob er sich vorstellen könnte, mit mir zusammen Comicgate zu leiten. Das hat sich als Glücksgriff herausgestellt. Wir sind recht unterschiedlich und würden Dinge alleine anders angehen, so daß bei unseren Kompromissen oft was ganz Brauchbares rauskommt.

COMIC!: Ist es danach dann ungefähr so gelaufen, wie ihr es erwartet habt, oder ging Comicgate in eine völlig andere Richtung?

Thomas: Hmm, ob es so gelaufen ist wie erwartet, kann ich gar nicht so recht sagen, denn es gab – zumindest aus meiner Sicht – nie einen Masterplan. Wir betreiben Comicgate ja alle nur als Hobby, das gibt einem natürlich eine enorme Freiheit, und man kann das Boot auch ein bißchen von der Strömung treiben lassen und schauen, wohin es einen trägt. Wichtig war und ist vor allem, daß man einen guten und zuverlässigen Stamm von Mitarbeitern hat, mit dem man so ein Projekt bestreiten kann. Es gibt da natürlich immer wieder mal Wechsel, aber wir haben einen «harten Kern» von etwa sechs Leuten, die jetzt alle schon recht lange dabei sind und regelmäßig Beiträge liefern. So ein Kern ist verdammt wichtig, wenn man eine gewisse Kontinuität halten will. Sonst hat man schnell mal Phasen, in denen ein oder zwei Wochen lang kein einziger neuer Beitrag online geht.

Frauke: Ohne unsere Redakteure wäre Comicgate nichts. Es gibt mittlerweile organisatorisch und technisch doch recht viel zu tun, so daß Thomas und ich längst nicht so viel Inhalt liefern können, wie wir uns das wünschen. Und da wir uns nur in unserer Freizeit darum kümmern können, muß man sich Prioritäten setzen. Das ist manchmal etwas frustrierend, wenn man Stunden in etwas Comicgate-Spezifisches gesteckt hat, ohne daß man «nach außen» etwas sieht. Aber so geht es ja wohl allen, die Websites betreiben.
Wir haben Comicgate immer als Spaßobjekt gesehen und betrieben. Das heißt, daß wir nie konkrete Pläne für die Zukunft hatten. Der einzige Plan war das anfängliche Comicportal. Als diese Idee eingestampft wurde, haben wir eigentlich nur noch das gemacht, worauf wir und die Redakteure Lust hatten. Das ist bis heute nicht groß anders. Natürlich haben wir Ansprüche an unseren Inhalt, unsere Vorstellung davon, wie sich Comicgate präsentiert, und wir haben uns ein paar Regeln aufgestellt, aber an sich schauen wir immer noch einfach, was da auf uns zukommt. Deshalb stehen wir auch prinzipiell allen Ideen unserer Redakteure oder Neulingen, die sich gerne beteiligen wollen, offen gegenüber. Neue Themen, neue Formate ... wir lassen uns überraschen und probieren gerne aus. Hauptsache, die Leute wissen, wovon sie schreiben und haben Spaß dran, dann wird es eigentlich immer interessant.

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2010
Links zum Artikel

www.comicgate.de
www.image-rules.de
Comicgate «Welt am Draht»
www.comicfan.de
abc.leguy.de
www.highlightzone.de
www.splashcomics.de

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