Ausgetrickst?
Trickfilm-News
Von Heiner Lünstedt
So langsam scheinen die Grenzen des Wachstums erreicht zu sein, und die Zuschauer sind anscheinend die fast schon wöchentlich ins Kino kommenden Computeranimationsfilme leid. 2008 werden es deutlich weniger sein.
Eine Weile sah es so aus, als wären computeranimierte Filme ein todsicheres Geschäft. Doch viele der fast schon zahllosen Filme, die innerhalb des letzten Jahres in die Kinos kamen, blieben sehr weit hinter den Erwartungen zurück. Dies traf auch auf den neuen Pixar-Film «Ratatouille» (alle fett gedruckten Filme werden im Anschluß noch ausführlicher besprochenen) zu, dessen Einspielergebnisse nicht bei den Sommerblockbustern «Pirates of the Caribbean 2», «Transformers», «Shrek 3» oder «Harry Potter 5» mithalten konnten. Sonys «Könige der Wellen» der dicht auf Warners oscarprämierten «Happy Feet» folgende Trickfilm mit Pinguinen war nicht sonderlich erfolgreich. Das relativ schlechte Abschneiden von «Flutsch und weg» an der Kinokasse (176 Millionen Dollar) führte sogar dazu, daß sich Dreamworks von der britischen Firma Aardman («Wallace und Gromit») trennte. Der französische Computertrickfilm «Renaissance» hingegen kam obwohl seine interessante schwarzweiße Optik durchaus beim Blockbuster «Sin City» mithalten kann gar nicht mehr in unsere Kinos, sondern erlebte seine Premiere gleich auf DVD.
Doch auch ansonsten sind Computereffekte nicht mehr das Nonplusultra. So wurde beim «Pink Panther»-Kinofilm mit Steve Martin eine bereits fertig gestellte computeranimierte Eröffnungsszene gegen einen (angeblich familienfreundlicheren) Zeichentrick-Vorspann ausgetauscht. Der mit aufwendigen Trickeffekten protzende Realfilm «Evan Allmächtig» hingegen spielte bisher nur 147 Millionen seiner Herstellungskosten von 175 Millionen Dollar ein.
Natürlich wird dennoch weiter an neuen Tricktechniken gefeilt. Auf dem Comic Con in San Diego konnten erste Eindrücke von Robert Zemeckis«Beowulf» gewonnen werden. Dieser Fantasy-Film wurde im neuen 3-D-Verfahren Real D gedreht. Dies funktionierte so überraschend gut, daß die unglaubliche Plastizität zunächst davon ablenkte, daß auf der Leinwand gar keine Stars wie Anthony Hopkins oder Angelina Jolie agierten, sondern nur ihre im Computer erzeugten Ebenbilder, wobei allenfalls die Augen der Figuren noch etwas seltsam aussahen.
Doch auch die klassische 2-D-Animation ist noch lange nicht tot. So hat Bruce Timm den Zeichentrickfilm «Doomsday» produziert, der die Storyline um Supermans Tod erzählt und seine Premiere auf DVD erlebt. Nachdem Disney sich wieder mit Pixar geeinigt hatte und eigene Computeranimationsversuche wie «Himmel und Huhn» oder «Tierisch Wild» nur mäßig erfolgreich waren bzw. floppten, entsteht mit «The Frog Princess» (Kinostart 2009) wieder ein konventionell animierter Zeichentrickfilm. Auch im Bereich der TV-Animation wird weiterhin konventionell animiert, siehe «Schwammkopf Bob» oder «Simpsons».
Hier Anmerkungen zu ausgewählten Kinotrickfilmen bzw. DVD-Premieren der letzten Monate:
Arthur und die Minimoys (Arthur Et Les Minimoys)
Frankreich 2006, von Luc Besson
Der französische Kultregisseur Luc Besson («Leon der Profi») und ein computeranimierter Kinderfilm mit Realfilmrahmenhandlung, das will nicht so recht zusammenpassen. Doch viel Mühe gegeben hat sich der Mann auf alle Fälle. Er verfaßte zunächst gemeinsam mit Céline Garcia eine ganze Fantasy-Saga, die sich in Romanform auch sehr gut verkaufte. Erzählt wird vom kleinen Arthur, der zur finanziellen Unterstützung seiner armen Oma im heimischen Garten einen Schatz sucht, den sein Großvater aus Afrika gemeinsam mit mystischen Miniwesen versteckte.
Für die Dreharbeiten zum ersten Teil der als Trilogie geplanten Filmreihe ließ Besson in der Normandie eine komplette amerikanische Kleinstadt im nostalgischen Norman-Rockwell-Look errichten. Er heuerte Mia Farrow, den aufstrebenden Jungstar Freddie Highmore («Wenn Träume fliegen», «Charlie und die Schokoladenfabrik») und 700 weitere Personen an (wie das Presseheft stolz vermerkt). Eine gewisse Kraftmeierei ist dem Resultat im Kino dann auch durchaus anzumerken.