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COMIC!-JAHRBUCH 2008

Comicmarkt Frankreich 2006:
Das Jahr der Kritik

Von Britta Madeleine Woitschig


ACBD und GfK: Der Markt nach Zahlen

Für das Geschäftsjahr 2006 liegen im Bereich des französischen Comicmarktes zwei Bilanzen vor, die aus verschiedenen Perspektiven zu unterschiedlichen Schlüssen kommen. Am letzten Tag des Jahres stellte Laurent Turpin das 11. Kommuniqué des 1984 gegründeten französischen Verbandes der Comic-Kritiker und Comic-Journalisten (ACBD) vor, während die französische Filiale des transnationalen Marktforschungsinstituts GfK ihren Bericht über das Segment Comic des Buchmarkts Mitte Januar im Rahmen des Festivals von Angoulême der Öffentlichkeit präsentierte.
Unter der Federführung des Journalisten Gilles Ratier sammelte der ACBD die Daten und konstatierte für 2006, daß der Markt erwachsen geworden sei. In diesem Jahr wurden im frankophonen Europa (Frankreich, Belgien, Schweiz) 4.130 Titel publiziert, von denen 3.195 (77,36%) Neuheiten im engeren Sinne sind, und damit 14,7% mehr als im Vorjahr. Damit repräsentiert dieser Sektor des Buchhandels 7,5% der Titel, aber nur 6,5% des Umsatzes. Im Rahmen der Globalisierung setzt sich die Konzentration auf mehreren Ebenen fort, denn lediglich 17 der 225 Verlage sind für 70% der Albentitel verantwortlich. Fünf Verlagsgruppen mit ihren Labels und Imprints bilden wie 2005 einen geschlossenen Kreis: Obwohl der Konzern Média Participations, zu dem u.a. die großen Traditionshäuser Dargaud, Dupuis und Le Lombard gehören, nur 421 Titel (10,19%) veröffentlichte, erreichte er einen Marktanteil von 40%. Die Gruppe MC Productions/Soleil hingegen verantwortet mit 624 (15,25%) die meisten Titel, dann folgen Delcourt mit 412 Titeln (9,97%), die Gruppe Glénat mit 305 Titeln (7,38%), die Gruppe Flammarion mit 262 Titeln (6,34%). Beim Umsatz folgten Média Participations zuerst Glénat und Flammarion und dann erst Soleil und Delcourt. Diese Konzentration reicht bis in die Programme hinein, denn die Anzahl der «Blockbuster» mit Auflagen von über 50.000 Exemplaren ist von 69 (2004) über 77 (2005) auf 85 gestiegen (siehe Tabelle 1). Dennoch gibt es ein breites Mittelfeld mit Auflagen zwischen 7.000 und 30.000 Exemplaren.
Neben den großen existierte weiterhin ein differenzierter Markt von kleinen und unabhängigen Verlagen, obwohl diese von größeren aufgekauft werden. Mit einem Aktienkapital von 50% bei SEEBD und der Aktienmehrheit bei Asuka hat Soleil seinen Einfluß im Mangabereich vergrößert.
Dabei verteilten sich die Anteile der 3.195 Neuheiten wie folgt: 1.045 Alben (32,7%) erschienen bei den traditionellen französischen Comic-Verlagen und 493 (15,43%) bei Literatur-Verlagen, denen 1.418 (44,38%) importierte Manga und 239 (7,48%) amerikanische Comics gegenüberstehen. Dabei erschienen 1.099 Titel (71,45%) in Serien. Trotz des hohen Anteils an Titeln liegt die Auflage der Bestseller unter den Manga niedriger als bei den klassischen frankobelgischen Comics (siehe Tabelle 2).
Weitere Importe sind marginal: So gab es z.B. 54 Übersetzungen aus Italien, 27 aus Spanien, neun aus Deutschland, sechs aus Argentinien, vier aus Großbritannien und drei aus Finnland.

1.325 Personen konnten von den Einkünften im Comicbereich ihren Lebensunterhalt bestreiten, davon waren 134 (10,11%) weiblich und 223 (16,83%) Szenaristen, die nicht selbst zeichneten. 24 wichtige, nicht-kommerzielle Webpages informieren den Markt und das Medium, darunter actuabd.com und bdzoom.com, die von Afnews International Internet Award als beste Comicseiten ausgezeichnet wurden. Den Grand Prix de la Critique der ACBD erhielt Pascal Rabaté für sein Album «Les petits ruisseaux» bei Futuropolis.
Für die GfK ist der Comicsektor mit 40,5 Millionen verkauften Einheiten und einem Umsatz von 383 Milliarden Euro der drittwichtigste Bereich (12,4%) des Buchhandels, hinter der Belletristik (27,2%) und dem Kinder- und Jugendbuch (21,8%). Die durchschnittliche Auflage von Comics liegt mit 1.600 über der von Literatur im allgemeinen mit 850. Obwohl 23% des Buchhandels keine Comics anbieten, konstatiert die GfK ein thematisch breites Angebot. Céline Fédou, Geschäftsleiter der GfK Frankreich für den Buchmarkt, konstatiert: «Heute ist einer von drei verkauften Comics auf dem französischen Markt ein Manga. Frankreich ist nach Japan der größte Konsument von Mangas auf der Welt.» Damit habe sich der Manga in Frankreich stabilisiert. Den Markt bestimmen zwar Bestseller wie «Naruto» (Kana) und «Dragon Ball» (Glénat) und Manga für Jungen (Shonen), daneben haben sich Serien für Mädchen (Shojo) und für Erwachsene (Seinen1 ) einen bedeutenden Rang gesichert. Obwohl die japanische Kultur im französischen Sprachraum heimisch geworden ist, gibt es im Weihnachtsgeschäft einen Bruch: Dem Marktanteil von 34,5% für Manga im Jahresdurchschnitt stand im Dezember ein Anteil von 22,3% gegenüber.

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