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COMIC!-JAHRBUCH 2007

Es bleibt bunt
Trickfilm-News

von Heiner Lünstedt

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Die Welt des (abendfüllenden) Trickfilms bleibt tatsächlich ziemlich bunt. Zwar hat Computeranimation zur Zeit im Kino die Nase vorn, aber es bleibt die Frage, wie lange sich die Zuschauer dort noch die teilweise reichlich simpel animierten formelhaft erzählten und im Wochentakt startenden Filme ansehen mögen. Für Qualitätszeichentrickfilm der Marke «Ghibli» gibt es mittlerweile zum Glück (im Kino und vor allem auf DVD) mehr als nur eine Nische, und wenn ein Trickfilm es nicht in die Lichtspielhäuser schafft, so bleibt er für den potentiellen Interessenten dank DVD noch eine ganze Weile verfügbar. Auch die klassischen Cartoons werden dank der neuen Medien wieder auf Hochglanz poliert, während auch im Bereich der TV-Animation einige durchaus sehenswerte Trick-Filme und -Serien entstanden sind. Hier eine alles andere als vollständige Übersicht über Trends und interessante Trickfilme.


Im Kino nur noch Computeranimation?

Nach den Erfolgen von «Madagascar» oder «Ice Age 2» (alle fettgedruckten Filme werden am Ende des Artikels noch ausführlicher besprochen) reißt die Welle von Computeranimationsfilmen nicht ab. Disney blamierte sich mit «Chicken Little» und «Tierisch wild» (brachte aber mit «Bambi 2» auch wieder einen Zeichentrickfilm in die Kinos), während es Pixar mit «Cars» mal wieder allen zeigt und aus einer eher blödsinnigen Idee (eine Welt nur mit kulleräugigen Autos bevölkert) ein ebenso charmantes wie bildgewaltiges Meisterwerk macht. Optisch deutlich weniger ambitioniert, aber mit zumindest interessanten Geschichten dürften sich auch «Ab durch die Hecke» und «Monster House» für DreamWorks und Sony rechnen. Doch wie weit das Publikum der dichtauffolgenden Welle von demnächst startenden Computeranimationsfilmen noch folgen mag, bleibt fraglich. Warner Brothers startete in den USA bereits Ende Juli «The Ant Bully» (die Geschichte eines Jungens, der auf Insektengröße geschrumpft wird), aus Deutschland kommt «Urmel aus dem Eis», in «Open Season» wehrt sich das Wild gegen die Jäger, in «Surf’s Up» reiten Pinguine auf Wellen, während sie in «Happy Feet» singen, die «Ninja Turtles» kehren in einem computeranimierten Film auf die Leinwand zurück, dann gibt es da noch die Skateboard-CG-Animation «Tony Hawk in Boom Boom Sabotage», und auch Aaardman («Wallace & Gromit») verläßt wegen der Knete die Knete und setzt mit «Flushed Away» (eine Ratte wird durchs Klo in ein unterirdisches Paradies gespült) auf Computeranimation, bevor Pixar in «Ratatouille» (eine in Paris lebende Ratte ist es leid, Dreck zu fressen) wahrscheinlich mal wieder zeigt, wie ein richtig guter Animationsfilm auszusehen hat.

Studio Ghibli

Neun Filme in 25 Jahren sind nicht gerade eine gewalti-ge Ausbeute, doch die Animes von Hayao Miyazaki, von «Das Schloß des Cagliostro» (1979) bis hin zu «Das wandelnde Schloß» (2004), sind alle mittlerweile Klassiker. Zum Glück liegen nahezu alle Filme und die weniger Fantasy-lastigen Werke von seinem Studio-Ghibli-Kollegen Isao Takahata («Only Yesterday») auch bei uns endlich auf DVD vor. Miyazakis erster Studio-Ghibli-Film «Das Schloß im Himmel» kam sogar mit 20-jähriger Verspätung (!) in unsere Kinos. Mit dem Julia-Nieder-Buch «Die Filme von Hayao Miyazaki» erscheint auch eine erste deutschsprachige Annäherung an das Werk des japanischen Zeichentrickfilmers. Den Hauptteil des Buches bilden sehr ausführliche (und manchmal auch etwas trockene) Analysen der Filme Miyazakis. Auf die teilweise höchst interessanten Entstehungsgeschichten der einzelnen Werke (»Nausicaä aus dem Tal der Winde» konnte z. B. erst realisiert werden, nachdem Miyazaki die Geschichte als Manga in einer Animationsfachzeitschrift zeichnete) und die Konkurrenz-Partnerschaft mit dem Studio-Ghibli-Kollegen Isao Takahata («Die letzten Glühwürmchen», «Only Yesterday») wird leider kaum eingegangen. Insgesamt hat das nicht uninteressante Buch eine etwas unglückliche Gewichtung, die auf eine ergänzte Neuauflage hoffen läßt. Als nächstes präsentiert das Studio Ghibli einen Trickfilm basierend auf Ursula K. Le Guins «Erdsee»-Fantasy-Romanen (hier hat es ja vor kurzem einen nicht sonderlich überzeugenden Hallmark-TV-Zweiteiler gegeben). Regie führen wird Goro Miyazaki, womit der Vater (Hayao) an den Sohn übergeben hat und die Ghibli-Dynastie fortbestehen dürfte.



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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2006
232 Seiten S/W
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