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COMIC!-JAHRBUCH 2007

Dänische Comic-Tinte: So vielfältig wie nie
Vom KOMIKS.DK-Festival 2006 bis zur Comic-Schau «Blæk»
Ein Länder-Report

von Martin Frenzel
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Zu den Highlights des Jahres 2006 gehörte die zweite Ausgabe des dänischen Comic-Festivals «KOMIKS.DK», das sich zu einer gelungenen, offenbar dauerhaften Einrichtung gemausert hat. Die gesamte dänische Zeichner-Szene – von Peter Madsen bis US-Superhelden-Mitmischer Teddy Kristiansen, von Ägypten-Comic-Zeichnerin Sussi Bech («Nofret») bis Dänemarks Horrorcomic-Spezialist Peter Snejbjerg – war gekommen, um Dänemarks wichtigstem Comic-Ereignis im Kopenhagener Staddteil Frederiksberg vom 29. bis 30. April den nötigen Glanz zu verleihen. Auch US-Prominenz wie Warren Ellis, die Undergroundcomix-Legende Gilbert Shelton («Freak Brothers»), Marv Wolfman («New Teen Titans» und «Crisis on Infinite Earths») gaben sich die Ehre, wie auch das Ehepaar Leah Moore und John Reppion («Albion»). Aus Norwegen war Lise Myhre eigens angereist, die mit ihrem «Nemi»-Comic für Furore sorgt, ebenso Schwedens Comic-Star Charlie Christensen, der es sowohl versteht, auf dem Anarcho-Funny Animal-Klavier zu spielen (Donald Duck-Persiflage «Arne And») wie auch auf dem der realistisch gezeichneten Historiencomics. Und auch eine größere Delegation schwedischer Verlagsvertreter und der dortigen Comic-Vereinigung hatten den Weg in die Kesselhalle gefunden.
Ultimativer Höhepunkt der Gästeliste war jedoch zweifelsohne das Erscheinen der beiden belgischen Comic-Superstars François Schuiten und Benoît Peeters («Les Cités des Ombres»), die das diesjährige dänische Comic-Festival mächtig aufwerteten. Allein schon wegen ihrer wort- und bildergewaltigen Multimedia-Präsentationen hatte sich der weite Weg in den Norden gelohnt. Auch zwei deutsche Zeichner hatte man eigens eingeladen: Anke Feuchtenberger und Mawil signierten auf der Verlagsmesse in der alten Kesselhalle, deren Ambiente prima zum Festival paßt.
KOMIKS.DK zeigte sich auch beim zweiten Mal gut besucht, es kamen an diesem Wochenende einige Tausend Besucherinnen und Besucher, um an zahlreichen Comic-Ständen Alben zu ersteigern und sich diese von Zeichnern signieren zu lassen. Überdies sorgte das reichhaltige Rahmenprogramm für Kurzweil: Allen voran Dänemarks führender, wegen einer unentdeckten Zuckerkrankheit erblindeter Comic- und Bühnen-Humorist Rune T. Kidde (Jahrgang 1957), dessen virtuoses Comic-Konzert mit Blödel-Gesängen auf hohem Niveau das Publikum zu Lachstürmen hinriß. Stark besucht waren auch die Autoren-Präsentation des in Deutschland mit seiner «Walhalla»-Serie bekanntgewordenen Zeichners und Autors Peter Madsen (siehe COMIC!-Jahrbuch 2006), dem mit der H.-C.-Andersen-Adaption «Historien om en moder» (Geschichte einer Mutter) wieder ein Glanzstück der grafischen Erzählung glückte.
Ein weiteres Highlight bildete ein packender Werkstatt-Bericht aus der wunderbaren Welt des Zeichentrickfilms mit dem Regisseur und Initiator des jüngsten «Asterix und die Normannen»-Trickfilms, Steffen Fjeldmark, der erklärte, daß das internationale Animationsteam regelrecht auf dem Zahnfleisch ging, um das von Albert Uderzo persönlich gelobte Werk zu einem guten Ende zu bringen.
Ingo Milton, geboren am 29. Mai 1954 im jütländischen Viborg, sorgt jetzt – nach zehnjähriger Unterbrechung (1996 erschien das erste Album) – mit der zweiten Ausgabe des realistisch gezeichneten Historiencomics «Skalken Joff» (Der Schalk/Hofnarr Joff) für Furore. Die Serie ist grafisch ausgezeichnet und kommt im semirealistischen Ligne Claire-Stil daher, erzählerisch läßt sich die Serie als Mischung aus Historiencomic und Kriminalgeschichte beschreiben, ganz ähnlich wie Umberto Ecos «Name der Rose». Im Mittelpunkt der spannenden, im Jahr 1454 spielenden Handlung stehen die Puppenspieler und Gaukler Joff und Elena, die schnell mittenhineinschlittern in eine Franziskanermönchs-Intrige. Die erste Story «Mester Lucifer» (Meister Luzifer) spielte in Dänemarks Carcassone, der Hafenstadt Kalundborg, mit drei Gauklern als Hauptdarstellern (Carlsen Comics). Das zweite Album wurde im übrigen zum besten dänischen Comic-Album 2005 gekürt (von der Internet-Fachzeitschrift Seriejournalen und ihren Lesern). Mehr Infos: www.ingomilton.dk.



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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2006
232 Seiten S/W
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