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COMIC!-JAHRBUCH 2007

«Der Mangamarkt scheint sich etwas zu überhitzen»
Interview mit Stefan Heitzmann (eidalon)

von Michael Bregel und Isabel Klink

COMIC!: Herr Heitzmann, «Eidalon» ist ein origineller Verlagsname. Wie ist er entstanden?

Stefan Heitzmann: Der Verlag wurde von mir im Jahr 2000 gegründet. Bei der Suche nach einem guten Namen tat ich mich allerdings etwas schwer. Also griff ich irgendwann zu einem Wörterbuch und habe nach einem passenden Namen gesucht. «Eidalon» steht allerdings so nicht im Wörterbuch. Das ursprüngliche Wort wurde von mir etwas abgewandelt. Interessant ist, daß der Name in mehreren Sprachen eine vernünftige Bedeutung hat. Das wußte ich allerdings damals noch nicht.

COMIC!: Und was genau heißt «Eidalon» da nun?

Stefan Heitzmann: Bisher habe ich mich immer geweigert zu sagen, was «Eidalon» bedeutet. Dabei will ich es auch belassen ...

COMIC!: Ihr Verlagssitz befindet sich – neben einer Berliner Adresse – in Brandenburg, bislang nicht gerade als Nabel der Comic-Welt bekannt. Warum arbeiten Sie von dort aus?

Stefan Heitzmann: Eidalon ist ein kleiner Verlag. Im Grunde besteht er eigentlich nur aus mir. Daher befindet sich der Hauptsitz dort, wo ich auch wohne. Das Postfach in Berlin wurde gewählt, weil sich dort mein Vertrieb Comic & Spiele darum kümmern kann. Ich bin ab und zu mehrere Wochen nicht in Brandenburg. Über den Umweg über Berlin kann ich zumindest sicherstellen, daß ich von wichtiger Post rechtzeitig informiert werde. In der heutigen Zeit ist es eigentlich egal, wo sich der Hauptsitz befindet. Abstimmungen mit meinen freien Mitarbeitern lassen sich auch gut über Telefon und Internet erledigen.

COMIC!: Nennen Sie uns bitte ein paar Rahmendaten zu Eidalon.

Stefan Heitzmann: Ich habe den Verlag im März 2000 gegründet. Er ist somit im «verflixten siebten Jahr», wie man so schön sagt. Im September 2000 erschien der erste Titel, «Ninja High School». Damals sogar am Kiosk. Inzwischen sind etwa 70 verschiedene Hefte und Bücher erschienen, Ende des Jahres werden es wohl 80 sein. Aktuell plane ich mit einem neuen Titel pro Monat. Ich plane recht weit voraus. Was allerdings wann erscheint, gebe ich nur kurzfristig bekannt. In den letzten Jahren sind mir meine Planungen zu oft über den Haufen geworfen worden. Es ist für mich sicherer, wenn ich weiß, daß der Comic zum geplanten Termin erscheinen kann, als wenn ich immer wieder verschieben muß. Sollte meine Planung mit einem Titel pro Monat halten, so wird wohl zum Comic-Salon 2008 in Erlangen Band 100 erscheinen. Vielleicht auch etwas früher ...
Als ich mit «Ninja High School» angefangen habe, habe ich noch alles selber gemacht. Einzig den Vertrieb haben andere Firmen übernommen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, auch wenn einen Teil der Arbeiten inzwischen freie Mitarbeiter übernehmen.

COMIC!: Sie sind mit Eidalon im Jahr 2000 in die Comic-Branche eingestiegen. In Zeiten allgemein schrumpfender Printmärkte und insbesondere einer sich abzeichnenden Absatzkrise in der Comicbranche ein mutiger Schritt, als neuer Player gegen die großen Verlage anzutreten. Wie sah das ursprüngliche Verlags-Konzept aus? Welche Korrekturen gab es?

Stefan Heitzmann: Ich sehe Eidalon nicht als Konkurrenten der großen Verlage wie Carlsen, Ehapa oder Panini. Eidalon ist vielmehr eine Ergänzung. Große Verlage müssen eine gewisse Auflage bringen, um ihre Kosten zu decken. Nicht alle Comics garantieren diese benötigte Auflage. Kleine Verlage wie Eidalon haben wesentlich geringere Kosten. Sie bestehen ja oft nur aus ein oder zwei Mann, die zum Teil auch Selbstausbeutung betreiben. Allerdings ist es für sie einfacher, von wesentlich kleineren Auflagen zu leben. Ich veröffentliche Comics, die andere Verlage nicht anbieten können. Es sind keine Superheldengeschichten oder japanische Mangas. Allerdings sind sie wesentlich interessanter geschrieben als viele Superheldencomics oder Mangas heutzutage. Und sie haben ihre Fans. Anderenfalls würde «Ninja High School» nicht seit 20 Jahren in den USA erscheinen. Oder «Gold Digger» seit 15 Jahren.
Es sind einige Korrekturen gemacht worden. Nicht alle meiner Entscheidungen waren richtig. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Ich versuche, aus meinen Fehlern zu lernen. Außerdem sind Änderungen auch notwendig. Der Markt ist in Bewegung. Eine Entscheidung, die heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein. Die größte Änderung bisher bei Eidalon war sicherlich die Umstellung von Heftserien auf Sammelbände. Aktuell habe ich jetzt wieder einige Änderungen vor. So wurde von mir ein neues Label mit dem Namen «Modern Tales» gegründet. Unter diesem Label sollen in Zukunft alle Independent-Titel erscheinen. Es richtet sich an erwachsenere Leser, die anspruchsvollere Geschichten lesen wollen.



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