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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2005
224 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2006

Preisträger 2005
Bester Comic-Beitrag (Funny):
«Panik Elektro 2»
Gespräch mit Michael Mille Möller
(Schwarzer Turm)

Von Andreas Dierks


Zuerst wollten Robi und Mille nur «Stray Bullets» auf Deutsch herausbringen, doch dann entstand daraus dank eines ausgleichenden Konzepts ein bedeutender Independent-Verlag, der sich für die deutschen Zeichner das eine und andere Bein ausreißt. Mit «Panik Elektro» schuf man deutschen Zeichnern europäischen Stils die Möglichkeit zur Veröffentlichung. Jetzt wendet man sich auch Manga-Zeichnern zu.

COMIC!: Warum heißt der Comic-Verlag «Schwarzer Turm» eigentlich so? Bezieht ihr euch damit auf einen besonderen «Sigurd»-Horror-Comic oder seid ihr begeisterte Schachsportler (Ta8–d8)?

Michael Möller: «Sigurd» war vor unserer Zeit, und mit Schach haben wir beide erst recht nichts am Hut. Robi kam eines Tages mit dem Namen an, und ich fand ihn nach kurzem Stirnrunzeln gut. Du darfst nicht vergessen, daß wir am Anfang noch fleißig an MENSCHENBLUT mitarbeiteten, und da kam uns so ein etwas düsterer, geheimnisvoller Titel gerade recht. Wir hatten ja auch noch keine Idee, wohin die Reise verlegerisch gehen sollte. Wir wollten weiterhin «Stray Bullets» auf Deutsch lesen, das war erst mal alles. Schwarzer Turm gibt es seit Dezember 1998.

COMIC!: Wer macht was in dem Verlag? Wo seht ihr eure Schwerpunkte?

Michael Möller: Robi schreibt die Storys und Konzepte für verschiedene Serien und hat oft sehr gute Ideen für neue Projekte. Ich organisiere den täglich anfallenden Kleinkram, was inzwischen eine ganze Menge ist. Website, Grafik und Lettering, Werbung, Prügelabholen im Comicforum, Kontakt mit den Druckereien, Kontakte überhaupt. Um die Zeichnerbetreuung kümmern wir uns beide, wobei der Anteil bei mir allein schon durch die Manga-Leute ein ganzes Stück größer ist. Für den neuen Shop und den Versand hab ich Gott sei Dank inzwischen einen zuverlässigen Mitarbeiter gefunden ...
Unsere Schwerpunkte sehen wir in der Unterstützung der deutschen Zeichnerszene, ganz eindeutig. Damit dies möglich ist, gibt es den zweiten Schwerpunkt Erotik: das Fantagraphics/Eros Comix-Prinzip.

COMIC!: Welche Projekte werden zurzeit angegangen?

Michael Möller: Einiges im Bereich Manga, «Luna», die neue Serie von Toni Greis, der Ausbau der Erotik-Schiene und weitere neue Serien mit jungen Zeichnern. Nach fünf Jahren Turm haben wir beschlossen, daß wir alle An-
fängerfehler – wie 15 Ausgaben «Stray Bullets» durchzuziehen, ohne damit irgendwie Gewinn zu machen – jetzt eigentlich durchhaben müßten, und gehen etwas strenger an die Dinger heran.

COMIC!: Man sieht euren Stand und eure Zeichner beispielsweise sowohl in Erlangen, Frankfurt, Leipzig als auch beim Heftich!-Festival in Hamburg. Warum engagiert ihr euch so aktiv bei all diesen Comic-Veranstaltungen?

Michael Möller: Die Messen sind so was wie Urlaub für uns. Obwohl Robi und ich nur etwa 100 km auseinander wohnen, treffen wir uns viel zu selten. Und dazu sind die Messen ideal, wenn wir zurückkommen, dann immer mit einem Sack voller neuer Ideen. Wir probieren auch gern mal was Neues aus, wie dieses Jahr die BuchBasel oder im Januar soll es erstmals nach Angoulême gehen. Durch die Manga-Conventions Animagic, Connichi und Bonenkai wird sich die Zahl unserer Messeauftritte noch mal deutlich erhöhen. Messen sind auch ideal, um neue Zeichner kennenzulernen und irgendwelche Projekte mit ihnen auszuhecken.

COMIC!: Was stand bei deinen Taten für den Comic am Anfang? Hast du gleich 1982 mit MENSCHENBLUT begonnen oder war da noch etwas anderes?

Michael Möller: Vor MENSCHENBLUT hatten wir noch unser erstes Heft «Comic-Labor» am Start, aber die Sache mit den Kitteln und dem Sekt kannst du mal schön im großen Robi-Interview im COMIC!-Jahrbuch 2001 nachlesen.
Ich erzähl mal lieber, wie ich zu den Comics kam. Aufgewachsen bin ich mit den Klassikern Fix und Foxi, Tom Berry und Micky Maus und etwas obskureren Heften wie Wastl und «Plop», einer seltsamen Figur mit so was wie einem fliegenden Kohlrabi auf dem Kopf. Irgendwann war ich dann ein paar Jahre komplett weg von den Comics, bis ich eines Tages in einer Bahnhofsbuchhandlung ein Heft namens Vampirella (Pabel) in die Hände bekam. Darin war ein Comic, in dem ein Mädchen in einem alten roten Wagen durch einen Wald fuhr, und diese Szene und vor allem der chromglänzende Scheinwerfer des Autos war so umwerfend gut gezeichnet, daß ich mir spontan sagte: so was will ich auch können. Ich kaufte mir die ganze Serie, bestellte die alten Hefte nach und begann die Panels abzuzeichnen. Also diesem einen Panel mit dem Scheinwerfer von Rich Corben verdanke ich im Grunde, daß ich mich heute noch mit Comics beschäftige. Zeichnerisch hab ich es natürlich nie annähernd so weit gebracht.


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