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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2005
224 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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«Ich bin ein Fan der Sprechblase»
Interview mit Professor Dietrich Grünewald

Von Klaus Schikowski


Der Kunstwissenschaftler Prof. Dr. Dietrich Grünewald ist Initiator und Vorsitzender der Gesellschaft für Comicforschung, die sich 2004 in Koblenz gründete. Darüber hinaus hat er in der Vergangenheit schon einige Bücher und Artikel zum Thema der Bildgeschichte publiziert. Über sein Werk und sein Wirken sowie über die Pläne der Gesellschaft für Comicforschung berichtete er im Juli 2005 in Koblenz.

COMIC!: Wie waren die Anfänge, wie und warum sind Sie zum Comic bzw. zur Bildgeschichte gekommen?

Dietrich Grünewald: Ich bin Jahrgang 1947, in den 50er Jahren groß geworden und habe meine erste Begegnung mit der Bildgeschichte durch Wilhelm Busch gehabt. Wie in fast allen deutschen Haushalten stand auch bei uns das große Wilhelm-Busch-Album und ich war von Anfang an begeistert.
Anfang der 50er Jahre kam dann die «Micky Maus» auf. Da habe ich das große Glück gehabt, daß ich Eltern hatte, die zwar wie alle Eltern damals skeptisch gegenüber den amerikanischen Comics waren, sie aber als Lektüre doch tolerierten. So habe ich die «Micky-Maus»-Hefte also sehr früh verfolgt, ebenso «Fix und Foxi». Wir haben als Kinder einen Micky-Maus-Club gegründet, was damals viele machten, man wurde ja auch dazu angeregt. Bei uns fünf Kindern ging es darum, daß jeder sein Scherflein dazu beitrug, das Heft kaufen zu können. Wir hatten auch ein Emblem, «Frankenberger Micky-Maus-Club», was wir auf jedes Heft zeichneten. Die Hefte wurden dann reihum gelesen; wir haben die Geschichten diskutiert und auch nachgespielt. Z. B. haben wir auch Fingerpuppen hergestellt, die aus den Heften nachgezeichnet wurden.
Die zweite große Begeisterung waren dann die Wäscher-Comics. Damals gab es diese Pikkolos aus dem Lehning Verlag. Wir haben sie stapelweise gelesen. Ich hatte einen Schuhkarton voll mit Heftchen, die wir untereinander tauschten. Der Nachteil allerdings bei diesen ganzen Tauschgeschäften ist der, daß ich die Hefte alle nicht mehr habe. Und dann sind wir noch ein paar Mal umgezogen, und beim Umzug scheinen Mütter dazu zu tendieren, aufzuräumen; daher sind leider alle meine frühen Hefte weg.

COMIC!: Das Interesse für die Comics hat sich dann auch in Ihrem Werdegang niedergeschlagen. Wie ist bei Ihnen denn das Interesse an der Forschung von Bildfolgen entstanden?

Dietrich Grünewald: Ich komme mütterlicherseits aus einer Lehrerfamilie, daher war für mich schon früh klar, daß ich Deutsch- und Kunstlehrer werden wollte. Und darauf habe ich zugearbeitet. So habe ich bei der Schülerzeitung unseres Gymnasiums mitgemacht – und da waren auch natürlich schon kleine Comics drin.
Ich habe dann 1966 Abitur gemacht und ein Lehrerstudium für Kunst und Deutsch begonnen. Auch wenn ich nach wie vor die Comics im Kopf hatte, so haben mich aber insgesamt Literatur und die Kunst begeistert, insbesondere auch die Karikatur. Ich hatte das große Glück, daß ich in Gießen studiert habe. Das war die Zeit, als die Kunstpädagogik als Fach «Visuelle Kommunikation» hieß und sich den Medien öffnete. Da ist mir immer mehr deutlich geworden, daß mich die Einheit von Wort und Bild interessiert. Später als Lehrer habe ich dann auch über Comics unterrichtet.
Ich hatte das Glück, ab 1977 am Jugendbuch-Institut in Frankfurt einen Lehrauftrag für Comics zu bekommen. Ich war engagiert in der Kinder- und Jugendbuchszene. Ich war Mitglied im «Roten Elefanten», das war ein kritische Vereinigung, die sich mit Kinder- und Jugendliteratur beschäftigte, und ich wurde Mitglied im Arbeitskreis für Kinder- und Jugendliteratur. Im Frankfurter Institut haben wir gemerkt, wie nötig es ist, dem Bereich Comic mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
1978 habe ich die Schule verlassen und bin nach Dortmund gegangen, um dort eine Assistenzstelle in der Kunstpädagogik anzunehmen, was erklärt, warum ich meinen Schwerpunkt mehr auf die bildende Kunst legte. Bei der Beschäftigung mit Comics hat das hat dazu geführt, daß ich immer sehr stark das Bild im Blick habe.


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