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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2005
224 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2006

Heute wird wie Gestern sein
Zur Rückkehr von YPS, FRÖSI, FIX & FOXI
Der Retro-Trend bei den Jugendzeitschriften

von Stefan Pannor


Die Renten sind nicht sicher – wohl aber die Erkenntnis, daß diese Republik Stück für Stück vergreist. So wenig Jugend wie heute war selten. Gleichzeitig haben wir eine Mittdreißiger-Generation, die auf den Jugendkult reinfällt und einfach nicht erwachsen werden kann – oder will. Und weil man sich beweisen will, wie jung man noch ist, kauft man sich «Yps mit Gimmick» am Kiosk. Und dazu eine Flasche Tri Top bei Aldi. Beides ist wieder da. Und viele andere Dinge auch. Das Gestern stirbt nie?


1. Viel Gestern, wenig Gimmick. FRÖSI.

Sie war die «Micky Maus» des Ostens – die FRÖSI. Von 1953 bis 1991 erschien das Kindermagazin Fröhlich sein & singen, später FRÖSI abgekürzt, in der DDR bzw. den neuen Bundesländern. Seit Ende April 2005 bringt der Verlag Paperduck das Magazin wieder an die Kioske.
«Wie in der alten FRÖSI» soll dabei nach Aussagen von Paperduck-Geschäftsführer Bernd Wishöth alles aussehen. Die war in der Mischung aus Comics, Berichten und Reportagen, Spielanleitungen und Bastelbögen einmalig in der DDR. Die Homepage des Heftes läßt dabei den unerfahrenen (sprich: westdeutschen) Leser erahnen, wohin der Kurs geht. Da finden sich die Comicfiguren Otto und Alwin, Atomino, Käpt’n Lütt – für ältere ostdeutsche Leser die Pendants zu Donald Duck, Fix und Foxi, Lupo. Dazu passend geht das Magazin vorerst nur im Osten an den Kiosk. Westdeutsche Leser werden nur im Abo beliefert.
Angepeilt werde mit dem neuen Heft eine Zielgruppe zwischen acht und zwölf Jahren. Gimmicks, wie etwa in der Micky Maus, gab es in den ersten Ausgaben keine. Das soll auch so bleiben. «Die meisten Magazine heutzutage», so Wishöth, «unterschätzen ihre Leser. Sie trauen der Intelligenz der Kinder nicht.» Darum verzichte man auf Plastikspielzeug und setze auf geistige Werte. «Es ist sicher möglich, daß nicht alle Leser alle Rätsel lösen können. Wir wollen aber auch kein Heft machen, das allen gefällt.»
Für die Redaktion des Magazins sind zwei ehemalige FRÖSI-Redakteure zuständig. Andreas Strozyk und Egge Freygang verdienten sich in den letzten Ausgaben der ausklingenden DDR ihre ersten Sporen. Damals bot das monatlich erscheinende Heft eine kindgerechte Mischung aus Unterhaltung, Information und Propaganda.
Markant waren dabei immer die Comics – jedenfalls in den Augen der Leser. Neben diversen Eigenschöpfungen, die fast durchgängig im Funny-Bereich lagen und meist als halb- oder ganzseitige Comics präsentiert wurden, war die FRÖSI neben der «Trommel» (dem Magazin für Jungpioniere in der DDR) auch das einzige Heft, welches offiziell Lizenzcomics abdruckte. So lief die italienische Semi-Funny-Serie «Atomino» in Fortsetzungen sogar DDR-exklusiv über Jahrzehnte.
Von den Eigenproduktionen waren vor allem «Otto & Alwin» sowie «Käpt’n Lütt» beliebt, zwei harmlose Gag-Serien ohne Bezug zur DDR-Realität. Ebenso kamen natürlich auch die unvermeidlichen Propaganda-Comics zum Abdruck – meist simpel gestrickte Bild-Erzählungen mit Begleittext über den heldenhaften Kampf sowjetischer und anderer Antifaschisten gegen die Nazis im 3. Reich. (Viele dieser Comics lassen sich auszugsweise oder ganz auf www.ddr-comics.de lesen, einem hervorragend organisierten Online-Archiv zur ostdeutschen Comicgeschichte.)


Auf den Geschmack gekommen?
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