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Burkhard Ihme (Hrsg.)
November 2004
224 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2005

Ins dritte Jahrzehnt
Das 12. Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart 2004

Von Burkhard Ihme


Zwanzig Jahre war Professor Albrecht Ade Leiter des Internationalen Stuttgarter Trickfilm-Festivals, nun trat der Gründer der Veranstaltung ein wenig in den Hintergrund und ließ den «Nachwuchs» ans Ruder. Dies sind Gabriele Röthemeyer als Geschäftsführerin der Film- und Medienfestival GmbH (die gleiche Position nimmt sie gleichzeitig in der Filmförderung MFG - Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg mbH ein) und Ulrich Wegenast, seit 1996 im Team des ITFS und Mitbegründer von Wand 5 e.V. - Verein zur Förderung unabhängiger Film- und Medienkultur. Ade schied auch aus der Auswahlkommission aus und stand stattdessen zum dritten Mal (nach 1982 und 1984) der internationalen Jury des Wettbewerbprogramms vor. Das Programmheft wurde erstmals seit 1986 nicht mehr von Gisela Ade gestaltet, ohne daß dies zu dramatischen Umbrüchen geführt hätte. Ansonsten ist personell überwiegend Kontinuität festzustellen, die sich auch im Programm und in den nahezu unveränderten Preiskategorien (neu ist der DASDING-Preis des SWR, zwei Preise waren etwas niedriger dotiert) niederschägt. Neu waren ebenfalls die neuen Abspielstätten des Kommunalen Kinos im Filmhaus, leider etwas abgelegen vom Bosch-Areal, das neben dem Literaturhaus, einer üppigen Gastronomie und einigen, allerdings nicht in die Veranstaltung einbezogenen Kinos mit der Alten Reithalle das Zentrum des Festivals beherbegt.
Das Herzstück des Festivals, der Internationale Wettbewerb, wurde im Programmheft in «International Competition» umbenamst und damit sprachlich an die anderen Programmpunkte «Tricks for Kids», «Feature Animation», «Young Animation» und «Best of Animation» angeglichen. Wie bereits 2002 wurde der Wettbewerb von Dörthe Eickelberg moderiert, wenns wichtig wurde (und keine Englisch-Kenntnisse erforderlich waren) übernahm die SWR-Allzweckwaffe Markus Brock (Eröffnung und Preisverleihung sowie die Präsentation der ausgesuchten Wettbewerbs-Filme im Fernsehen für den SWR-Publikumspreis).
Wer Trickfilme abseits des weltweit erfolgreichen 3-D-Looks à la «Findet Nemo» und «Shrek» sehen möchte, ist beim ITFS grundsätzlich richtig, auch wenn der Computer auch bei Independent-Produktionen eine immer größere (allerdings nicht immer das Design bestimmende) Rolle spielt und die Filme an einigen Hochschulen nur noch am Rechner entstehen. So wurden in den 6 Wettbewerbsprogrammenin der Alten Reithalle unter den 50 Beiträgen neben dem des unermüdlich seine Filme an die Wand pinselnden Jochen Kuhn auch 14 Puppentrick- und Knetanimationsfilme gesichtet. Anderseits wurde der dritte Teil von Phil Mulloys «Intolerance: The Final Solution» nicht nur in Stuttgart im Studio Film Bilder (das im Rahmen des ITFS sein 15-jähriges Bestehen feierte) produziert, sondern auch - was man so nun gar nicht vermuten würde - am Rechner.
Die Jury zeigte sich traditionsbewußt und zeichnete überwiegend klassisch produzierte Filme aus wie «Flux» von Christopher Hinton, der das Großwerden von Kindern im Kreislauf von Geburt und Tod thematisiert, den ukrainischen Knetfilm «Ischow Tramwai No° 9» von Stepan Koval (in einer überfüllten Trambahn fahren allerlei seltsame Passagiere), den Förderpreis erhielt ein finnischer Puppentrickfilm, lobende Erwähnungen erhielten zwei gezeichnete Filme und ein Puppenfilm. Einzig der Preis für den witzigsten Film ging an den 3-D-Film «Bozhestvo» (The God) von Konstantin Bronzit aus Russland, der diesen Preis bereits 2000 mit einer «Cell-Animation» («Cells» sind die Klarsichtfolien, auf die seit den Anfängen des Trickfilms gezeichnet wurde) gewonnen hat.
Ohne Preis blieben die vormaligen Gewinner Paul Driessen (dieses mal hieß sein Split-Screen-Dramulett «2D or not 2D»), Phil Mulloy (der vor zwei Jahren den Hauptpreis für «Intolerance: The Invasion» erhielt), der Rekord-Gewinner Jochen Kuhn mit «Neulich 3» (dem allerdings - außer 2000 für «Neulich 1» - nur gering dotierte Preise zugesprochen wurden), Siri Melchior («Passport» wurde 2000 als bester Studentenfilm ausgezeichnet), die mit «The Dog, who was a Cat inside» einen sehr hübschen kleinen Film vorlegte. Bill Plympton schickte dieses Mal mit «Parking» nicht den witzigsten Film zum Festival (1998 war dies «Sex and Violence»), Priit Pärn (Estland) wieder einmal einen der längsten Filme des Wettbewerbs, der diesmal verständlicher war als «Hotel E» (Preis der Landes Baden-Württemberg 1992), weniger witzig als «1895» und schon ob der Protagonisten Karl Marx und «Marilyn Monroe» länger im Gedächtnis bleibt als «Porgandite Öö» (Night of the Carrots, 1998): «Karl Ja Marilyn» (Karl und Marilyn). 1998 hatte Ruth Lindford mit dem düsteren Märchen «Dead and the Mother» überraschend den Publikums-Preis des Süddeutschen Rundfunks gewonnen, diesem Jahr zeigte sie «The Old Fools», einen Film, der sich ebenfalls um das Thema Verfall und Tod dreht. Ähnlich unverständlich war auch in diesem Jahr das Votum der Fernsehzuschauer, ist der koreanische 3-D-Film «In-Saeng» (The Life) von JunKi Kim zwar optisch durchaus ansprechend und nur durchschnittlich langweilig, dabei aber von verquaster und verquerer Symbolik geprägt, die schon kaum dem ersten Blick geschweige denn der einfachsten Logik standhält. Koji Yamamura aus Japan wurde für «Atama Yama» (Mein Kopf - einem Mann,der aus Geiz den Kirschkern mitiß, wächst ein Kirschbaum auf dem Kopf) lobend erwähnt, wie schon 2000 für den Kinderfilm «Dottini suru?» (Deine Wahl!).



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