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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2003
256 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2004

Der US-Comic-Markt 2003

Von Stefan Pannor

Im Januar 2000 verkauft der texanische Comichändler Jesus Castillo zwei Erwachsenen-Comics, eins davon an einen Undercover-Polizisten, das andere an ein PTA- (Parents-Teacher-Association) Mitglied. Kurz darauf wird Castillo verhaftet. Beiden, Polizei und PTA, war der Laden vorher ins Blickfeld geraten aufgrund eines Briefes eines typischen besorgten Bürgers. Einer jener Briefe, in denen unter anderem "Pokemón" für den Untergang der abendländischen Kultur verantwortlich gemacht wird.
Was aber war jetzt Castillos Straftat? Kurz gesagt: der Verkauf von Erwachsenen-Comics an Erwachsene. Nach der üblichen Abfolge von Urteilen und Revisionsgängen wurde im Mai 2003 ein endgültiges Machtwort gesprochen. Der Supreme Court, oberstes US-amerikanisches Gericht, lehnte eine Revision endgültig ab. Damit bleibt das Urteil des texanischen Gerichts in Kraft, das der Argumentation der zuständigen Staatsanwältin folgt. Comics seien für Kinder, und nur für Kinder, heißt es darin. Deshalb sei es auch egal, wer diese Comics letztlich kauft, habe doch schon die Existenz dieser Comics als obszön zu gelten. "We’re here to get this off the shelf", ist die mit typischer amerikanischer Gründlichkeit ausgesprochene Schluss-Aussage der Staatsanwältin.
180 Tage Haft und 4.000 $ Geldbuße also für den Verkauf von Erwachsenen-Comics an Erwachsene. Ein übler Präzedenzfall, nicht nur mit wahrscheinlich weit reichenden Folgen für den US-Adult-Comic-Markt. Sondern auch ein Anzeichen dafür, wie es dem US-Comic-Markt allgemein geht, welches Ansehen Comics derzeit in den USA genießen. Nämlich kaum welches. Weder die großen Kinofilme und TV-Serien noch die Promotion-Aktionen vermochten den weitgehend toten Markt, der sich nur noch an eine sehr überschaubare Klientel unersättlicher Alleskäufer richtet, wirklich wieder zu beleben.

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