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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2003
256 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2004

Von Menschen und Mäusen
Interview mit Frank Ihler

Von Michael Richter

COMIC!: Hast du schon als Kind davon geträumt, Illustrator zu werden?

Frank Ihler: Nicht wirklich. Aber gezeichnet hab ich schon damals sehr viel, heimlich in der Schule, zu Haus in der Freizeit, eigentlich immer. Zwar gab’s in der Schule eine Förderung durch einen Kunstlehrer, aber nach der Schule, während der Zeit beim Bund, wusste ich nicht so recht, was ich eigentlich machen sollte. Ich hielt mich nicht für einen großen Künstler, nahm an, als solcher wenig Chancen zu haben, kaum davon leben zu können. Zum Leben braucht man Geld, und die Verbindung von Kunst und Geld, das war in meinen Augen damals der Job des Restaurators. Für diese Ausbildung bewarb ich mich in Wien bei der Akademie für Angewandte Kunst; aber die lehnten mich ab und empfahlen mir ein Grafik-Studium in Deutschland. Dazu aber hatte ich keine Lust. Meine zweite Leidenschaft ist die Sprache, und so habe ich dann angefangen, Anglistik und Kunstgeschichte zu studieren. So nach und nach wurde mir klar, dass dieses Studium keine wirklichen Perspektiven für mich bot. Die meisten meiner Kommilitonen, die mit mir angefangen hatten, sind früher oder später ausgestiegen, und nach circa drei Jahren musste auch ich mir eingestehen: Das war nicht mein Ziel, und damit war auch nicht nennenswert Geld zu verdienen. Ich hab schon angefangen, mir ’ne passende Brücke zu suchen, unter der ich notfalls pennen könnte! Na ja, im Ernst, das war einfach nix. Durch Zufall lief mir eine alte Klassenkameradin aus Bremen über den Weg. Die hatte grade ihr Studium an der Kunstschule Alsterdamm abgeschlossen und schwärmte ziemlich davon: Hier bekämen alle Absolventen gute Jobs. O.K., ich bewarb mich also mit Mappe, wurde auch angenommen - obwohl ich schon 27 war, weitaus der Älteste, alle anderen waren so 18 bis maximal 22.

COMIC!: Gut, du warst der Senior, aber immerhin vorläufig am Ziel der Wünsche. Hat dir das Studium das gebracht, was du erwartet hattest?

Frank Ihler: Keineswegs! Im Verlauf des Studiums stellte sich heraus, dass meine Interessen ganz woanders lagen - ich musste feststellen, dass ich ein lausiger Grafiker geworden wäre, während es für meinen eigentlichen Schwerpunkt, das Zeichnen, so gut wie keine Ausbildung dort gab. Typographie, auch in "Pinselschrift", wurde unterrichtet; ein andrer Schwerpunkt war Freies Zeichnen, zum Beispiel Akt. Doch das alles hat mir recht wenig gebracht. Noch während des Studiums wurde ich schon als freiberuflicher Illustrator und Kalligraf gebucht, witzigerweise von alten Bekannten, die nichts von meinem Studium wussten, aber von meiner Liebe zur schönen Handschrift. Und als meine Grafiker-Kommilitonen etwa 15 bis 20 Mark Stundenlohn bekamen, erhielt ich dagegen ein Vielfaches, wenn ich zum Beispiel in zwei, drei Tagen nebenbei eine Illustration fertig stellen konnte und dafür dann 700 Mark einstrich.
Der Schritt in die Selbständigkeit war dann auch kein sehr großer mehr. Im Grunde hat sich da gar nicht so viel geändert. Ich war mittlerweile 31 - übrigens war ich unter meinen Kommilitonen nicht nur der Älteste, sondern auch der Einzige, der sich selbstständig machte, alle andren ließen sich als Grafiker anstellen. Aber ich wollte ja kein Grafiker werden, sondern Illustrator. Erst da aber wurde mir bewusst, dass 700 Mark zwar für einen Studenten viel sind, aber für einen Selbständigen wenig. Das raubte mir anfangs dann doch oft den Schlaf, bis ich mich etwas besser etabliert hatte. Die Zeit am Alsterdamm hat mir wirklich nicht viel gebracht, bis auf ’ne Menge Kontakte, da so gut wie alle meine Kommilitonen in Agenturen unterkamen, und wenn sie "dafür brauchen wir einen Illustrator" hörten, dachten sie sofort an mich. So kam ich anfangs - und so komme ich eigentlich noch heute - an all meine Aufträge: Ich bin wie ein Virus - wer einmal mit mir gearbeitet hat, hat mich im Gepäck und trägt mich weiter. Und wohin immer er oder sie geht, kommen auch die Kollegen mit mir in Kontakt und so verbreitete ich mich immer weiter.

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