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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2003
256 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2004

"Der Umzug nach Berlin war richtig"
Ein Interview mit Georg F.W. Tempel

Von Andreas Dierks

COMIC!: Erst in zwei Abteilungen, EMA und ATP, zerlegt, jetzt wieder vereint. Erst mit großem Aufwand nach Berlin umgezogen, jetzt nach Köln, warum tut Ehapa sich das an? Wer ist vgs? Wie nennt sich Ehapa denn jetzt?

Georg F.W. Tempel: Als im Jahr 2000 der Entschluss gefasst wurde, das Mangageschäft in eine eigene GmbH auszugliedern, war noch nicht klar, dass der klassische Comicbereich so einbrechen würde. Außerdem stand ein neuer "Asterix" ins Haus, der erst einmal über die Runden helfen würde. Leider kam alles ganz anders, und die allgemeine wirtschaftliche Lage tat ihr übriges. Im Jahr 2000 übernahm Egmont auch die vgs verlagsgesellschaft, die in den 70er-Jahren als verlagsgesellschaft schulbuch gegründet worden war und Bücher zu den damals sehr populären Telekolleg-Sendungen produzierte. Eine weitere bekannte und erfolgreiche Reihe war und ist Jean Pütz‘ "Hobbythek". Später begann man bei vgs mit dem Verlegen von Büchern zu erfolgreichen TV-Serien. Hits in den 90ern waren Bücher zu "Twin Peaks", "Akte X", "Beverly Hills" etc. Anfang 2002, die Verlagsbranche schwächelte insgesamt, sah man bei Egmont die Notwendigkeit, Umstrukturierungsmaßnahmen vorzunehmen. Der Konzern leistete sich in Deutschland drei Buchverlage (ECC/EMA, vgs und Schneider/Pestalozzi) mit jeweils eigener Vertriebslogistik und eigenem Innen- und Außendienst. Nach langen Analysen kam man zu dem Schluss, dass zumindest die Vertriebsstrukturen von vgs und ECC/EMA ähnlich sind und man hier Synergien und Ersparnisse durch eine Zusammenlegung erzielen könnte. Ergebnis ist die Konzentration des Magazingeschäftes (Ehapa, cultfish) auf Berlin und des Buchgeschäftes (vgs, ECC/EMA und ab 2004 auch Schneider) auf Köln.

COMIC!: Der Umzug nach Berlin wurde damit begründet, dass man sich dort näher am Puls der Zeit und der Jugendkultur fühle und dass sich das positiv auf den Verlag auswirken könne. Ist dieser Effekt ausgeblieben? Kann also auch ein Verlag, der in Paderborn oder Hammelburg ansässig ist, erfolgreich Comic herausgeben?

Georg F.W. Tempel: Nein, der Umzug nach Berlin war sicher richtig. Und die positiven Effekte sieht man an einem mittlerweile wieder sehr erfolgreichen Magazingeschäft. Man darf nicht vergessen, dass Ehapa in diesem Segment über 80% Marktanteil besitzt. Wo Bücher produziert werden, mag dagegen nicht so sehr vom Standort abhängen. Ich selbst war starker Verfechter der Verlegung des Buchbereiches nach Köln. Zum einen ist dort eine starke Anbindung an diverse TV-Sender gewährleistet, und zum anderen hat dieser Umzug dem Selbstverständnis und dem Ego der Comicbuchverlage nur geholfen. In Berlin waren wir das Anhängsel an einen Magazin-Moloch, der monatlich Auflagen von mehreren hunderttausend Heften produziert, während wir unsere kleinen, aber feinen Produkte verlegten. Ich glaube, in der 5. Etage in Berlin wusste man schon nicht mehr, dass es uns überhaupt gibt. Hier in Köln sind wir ein gleichwertiger Partner, der vom Umsatz her ähnlich groß ist wie die vgs.

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