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Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2002
240 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
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COMIC!-JAHRBUCH 2003

"Kopiere nicht die Amerikaner!"
Interview mit Georg F.W. Tempel (EMA)

Von Andreas Dierks

COMIC!: Vor zwei Jahren wurde die Egmont Manga & Animé Europe GmbH (EMA) gegründet, deren Leitung du in Berlin übernommen hast. Was haben sich aus diesem interessanten Modell japanisch-deutscher Zusammenarbeit für Vorteile ergeben, wo knirscht es im Gebälk? Wie klappt es mit der Verständigung um den halben Globus herum?

Georg F.W. Tempel: Durch die Gründung von EMA konnten wir unseren japanischen Geschäftspartnern zeigen, dass nicht nur dem Ehapa Verlag, sondern dem gesamten Egmont Konzern die Wichtigkeit von Manga und deren Bedeutung bewusst sind. Das hat dazu geführt, dass wir (EMA) nun schon einigen Egmont Firmen - wie etwa Polen oder Schweden - Hilfestellung bei Vertragsabschlüssen, Materialbeschaffung etc. geben konnten.
Außerdem ist es für uns natürlich viel einfacher, mit eigenen Leuten in Japan zu arbeiten und dadurch direkten Kontakt zu japanischen Verlagen zu bekommen, wo ansonsten Agenten oder Agenturen eingeschaltet werden. Egmont Japan ist für uns ein wichtiger Partner, um Sprachbarrieren zu überwinden, den richtigen Ton und Umgang zu finden und vor allem aber das Vertrauen neuer Geschäftspartner zu gewinnen. Unser Büro in Tokio erleichtert unser Geschäft ungemein.

COMIC!: Ist es Aufgabe dieses Büros in Tokio, euch Vorschläge für neue Titel zu machen, die dort gerade gut laufen? Oder ist es mehr so, dass ihr euch an dem orientiert, was gerade an Animé im Fernsehen gezeigt wird? Welchen Einfluss hat die Fanpost? Nehmt ihr auf der Suche nach neuem Stoff Japanologen wie den Stefan Zeidenitz zu Hilfe?

Georg F.W. Tempel: Nein, es ist nicht die Aufgabe unseres Büros in Tokio, Programmvorschläge zu machen. Sicher gibt es ab und zu Hinweise, was gerade ein Bestseller in Japan ist, oder wozu es eine erfolgreiche Animé-Serie gibt. Vorrangige Aufgaben sind die Hilfe bei Lizenzeinkäufen und bei Genehmigungsprozessen. Es ist eben sehr viel einfacher, wenn jemand mal persönlich bei einem Geschäftspartner vorbeischauen kann, um gewisse Details zu klären. Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass es für japanische Geschäftsleute einfacher ist, mit einem Einheimischen in der Landessprache zu verhandeln, als ständig über Agenten oder Übersetzer zu kommunizieren. Und nicht unterschätzen darf man auch die soziale Komponente. So geht unser Kollege Ichiro Nitta öfter mal mit den für uns wichtigen Leuten zum Diner oder in die Bar auf einen Drink. Stefan Zeidenitz war und ist für uns als Berater in japanischen Umgangsformen sehr wichtig. Natürlich kommen von ihm auch ab und an Tipps, worauf wir mal ein Auge haben sollten.
Wir selbst orientieren uns an Bestsellerlisten in Japan und in anderen Ländern, möglichen TV-Ausstrahlungen, Bitten von Fans und schließlich (und sehr wichtig) am eigenen Geschmack. Serien wie "Naru Taru", "Shamo" oder "Eden", die doch sehr kontrovers sind, finden sich in keiner Bestsellerliste. Außerdem achten wir sehr darauf, ein vielschichtiges und ausgewogenes Programm zu haben, das viele Lesersegmente bedient.

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2003!