Lektüre
 Independent Comic Shop   ICOM-Publikationen   Kostenlos   Fachmagazine   Sekundärliteratur 
Das COMIC!-Jahrbuch | Das ICOM!-Handbuch | Der ICOM!-Ratgeber
FILMRISS | Das verbandseigene Fachmagazin
  Alle Jahrbücher
COMIC!-Jahrbuch 2006
COMIC!-Jahrbuch 2005
COMIC! Jahrbuch 2004
COMIC! Jahrbuch 2003
COMIC! Jahrbuch 2001
COMIC!-Jahrbuch 2000
COMIC!-Jahrbuch 2001
Burkhard Ihme (Hrsg.)
Oktober 2001
240 Seiten DIN A4, S/W
EUR 15,25
BESTELLEN  
COMIC!-JAHRBUCH 2001

Der deutsche Comic-Markt 2000
Interview mit Dirk Baranek

Von Burkhard Ihme

COMIC!: Ende letzten Jahres hat Jochen Enterprises den Geschäftsbetrieb eingestellt. Wie waren die Besitzverhältnisse an dem Verlag?

Baranek: Jochen Enterprises war eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts. Die drei persönlich haftenden Gesellschafter waren Dagie Brundert, Torsten Alisch und ich. Die GbR wurde 1990 aus der Taufe gehoben, den ersten Comic haben wir 1992 veröffentlicht. Gegründet wurde der Verlag eigentlich als Unternehmen zur Produktion und Aufführung von Kurzfilmen. Als wir uns kennen lernten, haben wir alle Super8-Filme gemacht und an Festivals mitgearbeitet, später dann abendfüllende Kurzfilm-Themenprogramme aus Filmen, die wir bei Festivals gesehen hatten, zusammengestellt. Das war aber nichts dauerhaftes, nichts, das man in der Hand halten kann, nur ein flüchtiges Medium. Und damit war auch kein Geld zu verdienen. Da Thorsten und ich im Berliner Comicladen "Grober Unfug" gearbeitet haben (Torsten ist auch Mitbesitzer des Ladens), sind wir auf ausländische Comics gestoßen, die uns sehr gut gefallen haben, von denen wir aber auch wussten, dass das kein deutscher Verlag veröffentlichen wird. Das waren Comics aus der amerikanischen Independent Szene: Chester Brown, Jim Woodring, Jeff Levine, Amy Papuda. Da wir den Markt, die Vertriebswege etc. aus der Arbeit im Laden kannten, war es nicht allzu schwierig, sich die Rechte zu besorgen, das zu drucken und auf den Markt zu werfen. Unser zweites Produkt waren die Comics des Berliner TAZ-Zeichners ©TOM, von dem wir fünf Bücher gemacht haben. Von denen haben wir mehr oder weniger gelebt. ©TOM hat uns das Geld gebracht.

COMIC!: Und er ist dem Verlag treu geblieben. Weshalb habt ihr letztendlich dichtgemacht?

Baranek: Es ging uns immer schlechter. Wir hatten einige neue Projekte am Start, die auf dem Markt nicht funktioniert haben. Ich hatte 1996 aufgehört, im Comicladen zu arbeiten, und mich ganz auf den Verlag konzentriert; weil mich die Arbeit interessierte und nicht mehr nebenher zu machen war, wenn man die erfolgreicheren Autoren halten oder neue gewinnen wollte. Ich hab das dann vier Jahre lang versucht, aber wir kamen auf keinen grünen Zweig, und da haben wir dann gesagt: "Machen wir was anderes". Da wir nie Fremdkapital aufgenommen hatten, sind wir auch ohne Schulden aus der Sache herausgekommen.

COMIC!: Kommen wir zur Gegenwart bzw. das Comicjahr 2000.

Baranek: Ich finde, der Comicmarkt nimmt im Moment eine positive Wendung. Durch die unglaublichen Erfolge, die Verlage mit der Veröffentlichung von Manga haben, ist sehr viel passiert. Und zwar sind zwei Sachen passiert: Zum einen ist eine ganz neue Generation von Kindern und Jugendlichen dem Comic wieder näher gekommen, weil das nämlich vorwiegend Leser sind, die mit dem frankobelgischen Material wie "Asterix" und "Spirou" oder auch den US-Heften nichts anfangen können. Das sind Erst-Leser, die wollen genau diese Manga und kommen so mit der Erzählform Comic in Berührung, und es gibt natürlich die Hoffnung, das kennen wir aus unserer eigenen Sozialisation, dass ein kleiner Prozentsatz dabeibleibt und sich auch für andere Sachen interessiert. Interessant an dieser ganzen phantastischen Entwicklung des Mangamarktes ist, dass die Versuche von Carlsen, Ehapa, Alpha etc. vor drei Jahren, das zu lancieren, alle gescheitert sind. Es war einfach zu früh. Und jetzt dieser gigantische Erfolg bei den ganz jungen Lesern! dass dabei andere Themen hinten runterfallen oder nicht mitwachsen, wie jetzt z.B. Superhelden, frankobelgisches und klassisches Material oder der ganze Independent Markt... was soll’s!...

Auf den Geschmack gekommen?
Weiterlesen im COMIC!-Jahrbuch 2001