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Die Gewinner des ICOM Independent Comic Preises 2018 |
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Bester Independent Comic
"JAZAM Vol. 12: Spiel"
(vom Baur/Simon GbR)
JAZAM erscheint seit 2006 und hat sich in dieser Zeit zu einem sehr professionellen Showcase der deutschen Independent Szene entwickelt. Schon 2006 urteilte der Rezensent auf Splash Comics: "Ältere Zeichner können sich entspannt zurücklehnen, die Zukunft des deutschen Comics liegt in guten Händen".
Jeder Band ist einem bestimmten Thema gewidmet und sammelt Kurzgeschichten der verschiedensten Art zu dem jeweiligen Thema ohne den Zeichnern und Autoren Einschränkungen aufzuerlegen. Der erste Band hat da das Thema Märchen. Vol. 12 im Jahr 2017 hatte das Motto "Spiel". Hierbei ist vor allem die stilistische Vielfalt hervorzuheben. Es finden sich realistisch geprägte Comics wie „Automat“ von Matthias Lehmann, stark verfremdete Zeichnungen wie die von Franz Suess, Manga wie bei David Fülleki oder aber stilistische Experimente im Retro-Look wie "Spiel das Spiel mit dem Tod" von Armin Parr. Diese Auflistung soll in keiner Weise die Leistungen der anderen Künstler schmälern, sondern lediglich die Bandbreite widerspiegeln. Auch inhaltlich decken die Storys ein sehr weites Spektrum ab: von der Slice-of-life-Story über klassische Comedy bis hin zur pointierten Erzählung oder einem erzählerischen Experiment wie bei Armin Parr. Nun könnte man versucht sein, den Herausgebern mangelnde Konsistenz zu unterstellen. Doch das wäre falsch. Es ist ihnen vielmehr hervorragend gelungen, jedem Künstler Freiraum zu geben und gleichzeitig in der Summe einen sehr hohen Qualitätsstandard zu wahren. Sicherlich ist JAZAM 12 kein Buch, das man in einem Rutsch von Anfang bis Ende durchlesen kann. Die ein oder andere ernste Geschichte oder komplexe Umsetzung muss sacken. Nahtlos von Joachim Lipskis sehr witzigem „Falsches Spiel“ zu Moritz Schmidts eher nachdenklicher Geschichte „Brothers“ überzugehen, wird nicht funktionieren. Und genau das macht den Reiz von JAZAM 12 aus. Es ist ein Buch, das einen lange begleitet und das man auch immer wieder zur Hand nimmt. Vor allem zeigt es auch hervorragend, was Independent Comics heute in der Breite sein können und gibt daher einen sehr guten Ein- und Überblick in die Independent Szene.
Einer doch schon so etablierten Publikation nun den ICOM Independent Preis zu verleihen, ist etwa so als würde man Adrian vom Baur, Nico Simon, Florian Steinl und David Koslowski den Oscar für das Lebenswerk verleihen. In der Regel hat allerdings niemand, der den bekommen hat, danach noch etwas Bedeutsames geschaffen. Das möchte man sich bei diesen 4 natürlich nicht wünschen.
Thorsten Krings |
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Charly-Eiselt-Preis für die beste Publikation eines Newcomers
"Sterben ist echt das Letzte!"
von Eva Müller
(Schwarzer Turm)
Wortkarg, treffend und ergreifend zugleich erzählt Eva Müller in ihrem Comicdebüt “Sterben ist echt das Letzte” vom Umgang mit dem Tod. In acht persönlichen Geschichten thematisiert sie die Allgegenwärtigkeit des Lebensendes. Dabei reflektiert und konfrontiert die Erzählerin auch ihre eigenen Todesängste: vor Feuer, Krankheiten, Umwelteinflüsse und -katastrophen, ja sogar vor dem Zorn Gottes. Die Erzählerin sucht dabei aktiv die Auseinandersetzung mit dem Tod. Sei es an Orten, die mit ihm verknüpft sind, oder durch Gefahrensituationen. Der Comic stellt die Frage: Wie gehen wir mit dem Wissen um, dass wir selbst und auch alle, die wir kennen und lieben, irgendwann sterben werden?
“Sterben ist echt das Letzte” ist Müllers Abschlussarbeit und ihr erster längerer Comic. An der einen oder anderen Stelle ist sicherlich noch Luft nach oben. Aber sich für ein Debüt ein derart schwieriges Thema vorzunehmen und es von verschiedenen Perspektiven zu betrachten, verdient Anerkennung. Eva Müller gestaltet ihre Zeichnungen mit Hilfe von unterschiedlichen Schattierungen und Schraffuren. Sie gibt der Sache auf diese Weise Struktur und Tiefe. Getragen von diesem Zeichenstil entwirft Müller ein vielschichtiges Bild vom Tod. Er trennt die Toten von den Lebenden, aber manchmal entspringt daraus etwas Gutes, zum Beispiel wenn er Hinterbliebene zusammenbringt. Zudem vermittelt der Comic auch Wissenswertes über den unterschiedlichen kulturellen Umgang mit dem Tod.
Die positive Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit auch death positive movement genannt scheint insbesondere in queeren und feministischen Kreisen verhandelt zu werden. Dieses Milieu steht auch im Zentrum des Comics. Es geht jedoch allgemein schlechterdings um eine Enttabuisierung des Sterbens. Eva Müllers Comic kann als anschauliches Beispiel dafür gelten, wie das auf persönlicher Ebene aussehen kann. An unserer physischen Sterblichkeit lässt sich bis dato nichts ändern, aber wie wir mit ihr umgehen ist uns überlassen. “Sterben ist echt das Letzte” hilft dabei.
Lara Keilbart |
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Bester Kurzcomic
"Verhandlungssache"
von Heinz Wolf
(in: "Echo des Wahnsinns",
Sphinx Spieleverlag)
Kurz und schmerzhaft, wie es gute Kurzgeschichten sind, auch diese Laudatio auf einen Comic, der vom versuchten Eindringen des tentakelbewehrten lovecraftschen Bösen in ein Wiener Kaffeehaus erzählt, davon, wie sich ein Höllentor öffnet und von der typisch wienerischen Art, damit umzugehen: man stellt einen Kaffeehaustisch drauf, fertig. Wie Heinz Wolf da das Böse der Unterwelt am im tiefsten Innern seines Herzens noch böseren wiener Geist scheitern lässt, jener Mischung aus "mir doch egal" und "solangs mich nicht trifft" ist ein tieferer Horror, als es alle Geschichten, in denen man das Monster zu Gesicht bekommt, je sein können. Und damit natürlich automatisch komischer, als es alle Monstergeschichten je sein können. Für die Leistung, den Wiener Schmäh als Horrorsujet entdeckt zu haben , das grausliger ist als Ctulhu, bekommt Heinz Wolfs Kurzgeschichte "Verhalndlungssache" den ICOM Independent Preis.
Stefan Pannor |
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Herausragendes Szenario
"Immigrant Star"
von Federico Cacciapaglia
(Jaja Verlag)
Wenn man fragt, warum Leser zum Comic gekommen sind, dann war das seltener wegen irgendwelcher bauchnabelpuhlenden Ichbetrachtungen, die selbstverständlich ihre Berechtigung haben, und häufiger wegen praller Abenteuergeschichten und überbordendem Humor. Dass ausgerechnet das anziehende Genre des Reißers im Feuilleton einen so schlechten Ruf hat, hat dafür gesorgt, dass nachwachsende Comicerzählgenerationen diesen erst jetzt wieder entdecken.
Federico Cacciapaglias "Immigrant Star" hat, trotz des irreführenden Titels, alle Elemente eines Reißers. Die Geschichte des Weltraumfahrers Ziggy in seiner Weltraumwaschmaschine, und des Einhorns Bowie, das Sternchen kotzen muss, wenn es das Wort "Arbeit" hört, ist trotz aller Meta-Anklänge an einen gewissen jüngst verstorbenen Musiker zuallererst eine Abenteuergeschichte.
Und was für eine! Cacciapaglia schickt seine zwei Antihelden auf der Suche nach - sorry, Bowie - Arbeit durchs halbe Universum, auf seltsame Planeten voller Katzen, Künstler und lebender Kartons, immer verfolgt von der BLORG-Behörde, deren Zentralbüro eine gewaltige, von Robotern am Laufen gehaltene Kaffeemaschine ist.
Was Bowie und Ziggy erleben, handelt Cacciapaglia nicht auf wenigen Seiten ab. "Immigrant Star" ist eine mehrhundertseitige, Raum und Zeit sprengende Odyssee, die an keiner Stelle Dichte oder Tempo verliert, die durch immer neue skurrile Ideen, tragische Wendungen und komische Dialoge begeistert.
Dass der Erzähler ein in Berlin lebender Italiener ist, mag ihm geholfen haben, dieses irre, für einen deutschen Comic untypische Garn zu spinnen. Für das Erzählen eines wilden, komischen Weltraumreißers erhält "Immigrant Star" den ICOM Independent Preis für das beste Szenario.
Stefan Pannor
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Herausragendes Artwork
"Lichtpause"
von Paula Bulling
(Rotopol Press)
Was Paula Bulling mit “Lichtpause” geschaffen hat, ist ein nachdenklicher, visualisierter Brief an einen Freund. In diesem Brief schildert die Erzählerin einen Tag in Algier, vom frühen Morgen bis zur Nacht. Es ist ein persönlicher Streifzug, der versucht die verschiedenen Facetten dieser Stadt, ihrer Bewohner*innen und ihrer Geschichte abzupausen. Auch wenn die poetische Sprache einen wichtigen Beitrag zum Effekt des Comics leistet, ist es in erster Linie die zeichnerische Ebene, die hervorsticht.
Vieles transportiert die Künstlerin dabei über die Darstellung unterschiedlicher Formen und Gestalten. Die Muster von Gehwegoberflächenstrukturen werden ausführlich dokumentiert oder porträtiert ebenso wie Gebäude, Straßen oder Gegenstände. Im späteren Verlauf vollzieht sich dann ein Bruch: Kurz vor Ende der Geschichte, wenn die Nacht anbricht, konstituiert die Erzählerin: “Ich habe keine Lust mehr zu zeichnen. Weil sich das was ich sehe, nicht abbildet und das was ich nicht sehe, nicht abbildet.” Die darauffolgende Seite besteht lediglich aus farbigen Flächen. Die Form als konkrete Fassung des Bildlichen findet nur langsam wieder zurück in die Bilder als sich der erzählerische Kreis schließt.
Es geht dabei nicht um Perfektion, es geht um das Einfangen von Stimmungen, von Eindrücken. In “Lichtpause” ist das Artwork vordergründig aber nie Selbstzweck oder lediglich grafisches Experiment. Viele der Panels könnten allein für sich genommen stehen und hätten eine Aussage und Kraft. Doch erst durch die Sequenz der Bilder, erst durch den Gesamtkontext, entfalten sie ihre volle Wirkung. Das schaffen sie auch durch das gewählte Großformat der Publikation, die dem Artwork ausreichend physischen Raum geben. Vor allem ist es aber die rohe Schraffur der Bunt- und Bleistifte, die den Bildern ihre hohe Wirkungsmacht verleihen. Durch sie wird die Abstraktion nahezu greifbar, die trockene, heiße Luft der Stadt fühlbar. So entfaltet sich der Rhythmus des Lichts, der wie der doppeldeutige Titel verweist, auch angehalten wird und dazu führt, dass der Comic immer wieder von Neuem gelesen wird.
Für das Festhalten dieses Rhythmus auf so eindrucksvolle und bestechende Art und Weise bekommt “Lichtpause” den ICOM Independent Preis für bestes Artwork.
Lara Keilbart |
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Sonderpreis der Jury für eine bemerkenswerte Comicpublikation
"Heart of Gold"
von Elisabeth Baumgartner und Viviane Tanner
(sparklermonthly.com/series/heart-of-gold)
Ein wirklich guter Film oder ein wirklich guter Comic zeichnen sich dadurch aus, dass sie visuell erzählen und nicht auf Sprache zurückgreifen müssen, um zu erklären, was sie nicht zeigen können. Das Team Elisabeth Baumgartner & Viviane Tanner zeigt in seinem Erstlingswerk "Heart of Gold" sehr eindrucksvoll, wie das funktionieren kann. Über lange Passagen kommt der Comic vollkommen ohne Text aus und zeigt in beeindruckenden und klaren Bildern, was passiert. Obwohl eigentlich sehr wenig passiert und das Erzähltempo eher langsam ist, fesselt die Geschichte durch die Bildsprache sofort. Die Tatsache, dass die androgyne Hauptperson nicht sofort zu entschlüsseln ist, trägt zum Spannungsaufbau bei. Langsam und dennoch nie uninteressant wird erzählt, wie ein Priester, der ein Wunderheiler zu sein scheint und ein Mann, der offensichtlich ein emotionales Trauma erlebt hat, Nähe finden. Diese Nähe hat zunächst nichts Sexuelles, sondern es geht vielmehr um die Frage, ob sie zugelassen werden kann. In diese Geschichte der Annäherung werden dann Schritt für Schritt Mystery Elemente eingebaut und miteinander verwoben. Jede neue Episode macht neugierig auf mehr.
Die Zeichnungen sind klar einem Genre zuzuordnen, ohne daß sie jedoch formelhaft wirken, wie das bei jedem Genre der Fall sein kann. Die grafische Gestaltung weist ein hohes Maß an Originalität und Eigenständigkeit auf und besticht durch ihre Klarheit und die fast schon filmische Bildsprache. Imposant wird die Kirche, in der die Hauptpersonen sich treffen, in Szene gesetzt und scheint gerade dadurch die Personen immer wieder kleiner zu machen. Auch wird Farbe in zarten Pastelltönen sehr gezielt als Stilmittel eingesetzt. So wirken die Zeichnungen zugleich klar und dennoch ausdrucksstark.
Thorsten Krings
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Sonderpreis der Jury für eine besondere Leistung oder Publikation
Christian A. Bachmann Verlag
Betrachten wir den Stand der Sekundärliteratur zu Comics in Deutschland, muss man annehmen, in goldenen Zeiten zu leben. Was bis in die Neunzigerjahre hinein sich auf eine Handvoll relevanter Werke und weniger wegbereitender Magazine beschränkte, ist zu einer umfangreichen Bibliothek aus Büchern, Heften, Podcasts, Online-Magazinen und vielerlei mehr geworden. Dazu kommt ein Feuilleton, das sich dem Comic mehr oder weniger kompetent geöffnet hat.
Was dennoch weiterhin eine Randposition darstellt, ist die akademische Auseinandersetzung mit Comics. Hier hat die Gesellschaft für Comicforschung Wegbereitendes geleistet. Erst Christian Bachmann allerdings ist es geglückt, mit seinem Verlag eine regelmäßige Anlaufstelle für akademische Publikationen über Comics zu liefern.
Das Verlagsprogramm füllt seit zehn Jahren eine vorherige Leerstelle in der Literatur über Comics: die diskursive, quellen-orientierte, akademisch analysierende Literatur über Comics, die sich nicht an aktuellen Themen aufhängt, sondern frei davon nach ungewohnten Perspektiven sucht in der Betrachtung des Mediums.
Manches davon war schon lange überfällig, wie Lars Banholds Batman-Band, der sich inzwischen in der fünften Auflage befindet. Anderes wirkt liebenswert spinnert, wie ein Buch über die Darstellung von Musik in Karikatur und Comic der Vorkriegszeit. Dazwischen sind dann Bände, die, selbst wenn sie nicht immer im Ganzen überzeugen, das Bewusstsein für die Möglichkeiten des Comics erweitern. Dazu gehören Titel wie der Band über Comics in Polen oder die wissenschaftlich-kritische Analyse wissenschaftlicher Comics.
Ganz ohne Frage sind diese Bände nicht für jedermann gedacht. Die Nische, die sie füllen, ist klein, sie beschränkt sich auf den Teil der Leser, der nicht nur an Sekundärliteratur interessiert sind, sondern auch an Abseitigem und Analyse, die über das Tagesgeschäft des Feuilletonisten hinaus geht.
Dass der Verlag trotzdem in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert, ist die besondere Leistung, für die er mit dem ICOM Independent Comic Preis ausgezeichnet wird.
Stefan Pannor |
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Lobende Erwähnungen
"Fremdkörper"
von Marte Negele
(in "Versunken & Entsprungen",
Wißner-Verlag)
Mir persönlich liegt dieser Comic besonders am Herzen. Denn es ist mir wichtig, nein, es ist wichtig, dass die Lebenserfahrungen von trans, non-binary und queeren Menschen sichtbar gemacht werden. Oft stellen sich harmlose Alltagssituationen für trans, non-binary und queere Personen als Herausforderung dar. Dabei geht es viel um Zweifel, um Selbst- und Außenwahrnehmung und die große Unsicherheit die daraus erwächst. Daraus können sich schnell Sozialphobien entwickeln. “Fremdkörper” legt in einer sehr persönlichen Introspektive offen, wie diese Gefühlssituationen entstehen; aber viel wichtiger: wie sie überwunden werden können. Es zählt nicht das Erreichen von einem perfekten Bild nach außen, sondern durch das Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit. Wir können die Meinungen und Gedanken der anderen nur schwer ändern und beeinflussen. Aber wir können uns davon lösen und wir selbst sein. Nicht das, wofür uns andere halten, sondern das, was wir selbst sein wollen. Das beschreibt Marte Negele in “Fremdkörper” zugänglich und präzise zugleich. Und es ist etwas, das wir alle daraus mitnehmen können. Nicht nur trans, non-binary und queere Menschen. Aber diese ganz besonders.
Lara Keilbart |
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"Don Rosa I Still Get Chills"
von Alex Jakubowski und Lois Lammerhuber
(Edition Lammerhuber)
Die renommierten Journalisten Alex Jakubowski und Lois Lammerhuber haben mit ihrem Fotoband “I Still Get Chills” eine Liebeserklärung an den Zeichner Don Rosa vorgelegt. Es handelt sich also nicht um eine kritische Künstlerbiographie. Es geht weniger um sein Werk im Disney Universum oder warum er aufgehört hat, sondern vielmehr um ihn als Person. Für diesen Band hat Don Rosa die Autoren sehr nah an sich herangelassen und sie in sein privates Umfeld hineinschauen lassen. Herausgekommen ist ein liebesvolles Porträt eines Nerds, in dem wir uns eigentlich alle ein Stück weit wiederfinden können. Im Gegensatz zu den meisten von uns, kann Don Rosa seine Sammlerleidenschaft für Comics, Filme, Flipper, Oldtimer, alles was mit der Fastfoodkette White Castle zu tun hat usw. ausleben. Die Fotos zeigen einen mittlerweile alten Mann, der im Herzen jung geblieben ist und sich eine kindliche Freude für all diese Dinge aufbewahrt hat. Selbst skurrile Themen wie Don Rosas Chilizucht finden Eingang in den wunderschön gestalteten und produzierten Bildband. Diese Chilis werden dann auch über das ganze Buch hinweg als Gestaltungselemente verwendet.
Thorsten Krings
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"Kristall und Rauch"
von Ralf Marczinczik
(Museum Schnütgen"
"Kristall & Rauch" ist ein Begleitcomic zu einer Mittelalterausstellung im Schnütgen Museum in Köln. Dabei wirkt es auf drei Ebenen: zum einen erzählt es eine Geschichte, die in einem mittelalterlichen Kloster spielt, zum anderen finden sich in diesem Comic interaktive Elemente zur Ausstellung und im Begleitprogramm wird nicht nur das Mittelalter thematisiert, sondern auch Comics. Die Geschichte wird zeichnerisch auf einem handwerklich sehr hohen Niveau erzählt. Hierbei sind vor allem die sehr detaillierten Darstellungen des Klosters und sakraler Kunst hervorzuheben. Die Detailtreue und die naturalistische Darstellung, die für das didaktische Konzept unerlässlich sind, sind jedoch nie Selbstzweck, sondern fügen sich in die Bildkompositionen ein und sichern so den Erzählfluss. "Kristall & Rauch" ist ein hervorragendes Beispiel, für einen Comic, der sich an ein jugendliches Publikum wendet und in dynamischer Bildsprache eine spannende Geschichte erzählt, weil sich die Details der Narrative unterordnen. Man wünscht sich mehr solche anspruchsvollen Comics für ein jugendliches Publikum.
Thorsten Krings |
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"Das größte Fest der Welt"
von Christopher Tauber und Annelie Wagner
(Junges Museum Frankfurt, Zwerchfell Verlag)
Dieser Comic erzählt von der Königkrönung 1742 in Frankfurt. Drei sehr unterschiedliche Kinder lernen sich kennen und verbringen im Trubel des Festes einen aufregenden Tag miteinander. Dabei fangen Christopher Tauber, und Annelie Wagner den Zeitkolorit sehr schön ein und sind dabei historisch akkurat. Die Zeichnungen sind sehr klar und ausdrucksstark, aber dennoch detailliert. Die drei Kinder, die im Mittelpunkt stehen sind sehr unterschiedlich Charaktere: ein Jude, ein italienische Gauklerstochter und ein bürgerliches Kind. Die Geschichte ist immer spannend und temporeich erzählt, aber die Zeit wird nicht verklärt dargestellt. Gesellschaftliche Grenzen und Ausgrenzungen werden klar thematisiert, ohne dass der Comic ins Moralisieren verfällt. Gerade das ist eine der großen Herausforderungen bei historischen Erzählungen: nämlich weder die Epoche zu verklären, noch sie nach unseren heutigen Wertmaßstäben zu beurteilen. Das größte Fest der Welt ist ein sehr guter Comic für ältere Kinder und Jugendliche, bei dem man im wahrsten Sinne des Wortes spielerisch lernt, weil alle Inhalte in eine interessante Narrative eingebettet sind. |
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Die Jury
Uwe Benderr-Muth (Wiesbaden)
Lara Keilbart (Berlin)
Prof. Dr. Thorsten Krings (Wiesloch)
Stefan Pannor (Leipzig) |
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Aus Anlaß des 20jährigen Jubiläums des Independent-Preises druckte der ICOM 2014 dieses Poster mit allen Preisträgern. Ein höherauflösendes PDF findet man, wenn man auf die obige Abbildung klickt. |
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